Vorgärten nach Feng Shui

Vorgärten sind ein Bindeglied zwischen Haus und Straße, zwischen privatem und öffentlichem Raum. Zum Vorgarten gehören neben dem Grün und den angelegten Pflanzen auch der Weg zum Hauseingang, die Zufahrt zur Garage, der Stellplatz und die Mülltonnenhäuschen.

Wie ein Vorgarten gestaltet werden soll, wird häufig vom Bebauungsplan festgelegt. Auch welche Pflanzen und Zäune verwendet werden dürfen, kann ein Bebauungsplan vorschreiben.

So kann es vorkommen, dass die Garage auf der Grenze zum Nachbarn gebaut werden muss, die Stellplätze mindestens 6 m tief sein müssen, die Einfriedung durch einen Holzlattenzaun mit höchstens 1m 10cm zu erfolgen hat und nur einheimische Gehölze angepflanzt werden dürfen. Ach ja, Mülltonnenhäuschen können untersagt sein.  Zur Einhaltung der öffentlichen Sicherheit und eines einheitlichen Erscheinungsbildes kann es noch weitere Vorschriften geben. Also bitte unbedingt, bevor es losgeht, Erkundigungen einziehen.

In unserem Kulturkreis hat ein Vorgarten überwiegend eine repräsentative Funktion. Nicht so wie in Ländern, in denen der Vorgarten ein deutliches Understatement zeigt (bloß nicht zeigen, was man hat), ist es bei uns eher so, dass man gern zeigt, was man hat oder gern darstellen würde. Ich würde sogar so weit gehen, dass der Vorgarten nicht nur eine Visitenkarte der Bewohner ist, sondern auch sozio-kulturell als ein Spiegel des hinter den Mauern befindlichen herhält – wie der Vorgarten, so der gesamte Haushalt -.

Vorgärten können ohne Worte ausdrücken:

  • hier geht es klassisch, vornehm und distinguiert zu,
  • hier ist man klassisch gediegen,
  • hier ist man fröhlich und aufgeschlossen,
  • hier ist man kinderfreundlich,
  • hier ist man tierfreundlich,
  • hier liebt man die Natur,
  • hier müssen sich Besucher vorher anmelden,
  • hier wird man freundlich begrüßt,
  • hier besser nicht klingeln,
  • uvm.

Beleuchten wir den Vorgarten durch die Brille der Feng-Shui-Lehren, so können wir zunächst einmal festhalten, dass der Vorgarten eine Übergangszone zwischen dem öffentlichen Raum und dem privaten ist, oder anders gesagt ein Übergang von Yang nach Yin. Ein Feng-Shui-Vorgarten sollte durch eine (wenigstens angedeutete) Grenze zu erkennen geben, dass der öffentliche Raum verlassen wird und gleichzeitig zeigen, dass hier ein Übergang vollzogen wird. Für den, der diesen Übergang durchquert, sollte es bemerkbar sein, dass er die Hektik des Alltags zurücklässt und „nach Hause“ kommt.

Vor allen Dingen passt ein harmonischer Vorgarten zum Haus, zum Ort, zur Landschaft. Wenn Sie ein Haus mit reetgedecktem Dach Ihr eigenen nennen, werden wahrscheinlich Rhododendren, Päonien, Azaleen, Rosen in den Vorgarten gehören. Haben Sie ein bayrisches Haus sind im Sommer sicher viele Geranien und Nelken zu finden.

Wollen Sie einen repräsentativen Vorgarten, dann könnten Skulpturen oder formal geschnittene Buchsbäume und Edelrosen und eine geschwungene Auffahrt mit Granitsteinen, Marmorpodest und einem Brunnen ihm das richtige Ambiente verschaffen.

Ist Ihr Vorgarten in dörflicher Umgebung, kann ein kunterbunter Bauerngarten passend sein.

Vergessen wir auch nicht, dass es nachts sehr dunkel werden kann. Eine schöne Beleuchtung, die Weg und Eingang erhellt, gehört einfach in den perfekten Vorgarten. Ob diese nun die ganze Nacht brennt (mit den richtigen Leuchten ist das kein Kosten- oder Umweltproblem mehr), oder nur automatisch angeschaltet wird, wenn der Vorgarten betreten wird, ist Geschmackssache. Ich persönlich plädiere lieber für eine schmeichelnde Dauerbeleuchtung als für einen plötzlich einsetzendes „Lichtblitz“, der den Besucher eher erschreckt als einlädt.

Was ich beinahe vergessen hätte: Aus Feng-Shui-Sicht ist es nicht angeraten täglich offensichtlich an Müll, Verrottendem, Aussortierten vorbei zu gehen. Es ist leider nicht immer möglich, die Mülltonnen an einen anderen Ort zu verbannen. Dann verstecken Sie bitte Ihre Mülltonnen in ansehnlichen Behältnissen. Es gibt mittlerweile, außer den Betonkästen, viele schöne Varianten aus Holz, Metall, Flechtwerk. Die Tarnung durch eine schön anzusehende Umhüllung, vielleicht sogar mit einer Bepflanzung oben drauf, ist eine gute Lösung.

Lassen Sie möglichst den Blick auf die Eingangstür offen, damit das lebensspendende Chi auch ins Haus einströmen kann. Übrigens auch ein Tipp der Polizei zur Vorbeugung gegen Einbrecher.

Was Hecken alles können

Hecken

Hecken grenzen die private Welt zur Außenwelt ab. Sie sind Schutz vor der hektischen Umwelt und ungebetenen Gästen. Leider sind sie auch „Tatort“ und Streitpunkt zwischen Nachbarn wie das Landsberger Tagblatt am 19.8.2014 titelte „Tatort Hecke – Immer dieser Nachbar!“.

Aus Feng Shui Sicht sollten Hecken oder andere Abgrenzungen wie Zäune oder Mauern ein paar Kriterien erfüllen. Wer diese anwendet, kann einen harmonisch gestalteten Garten, der Geborgenheit, Ruhe und Behaglichkeit vermittelt, sein eigen nennen.

Bevor Sie sich aber Gedanken über eine Grenzgestaltung machen, bedenken Sie bitte, oft sind im Bebauungsplan Vorschriften vorhanden, die hohe Zäune oder Mauern untersagen und die Höhe der Hecke ist (von Bundesland zu Bundesland verschieden) gesetzlich festgelegt.

Zusätzlich bitte beachten:
Die Verkehrssicherheit wie ein Einblick in abbiegende Straßen oder Zufahrten sollte gewahrt bleiben.

Warum brauchen wir nach Feng Shui überhaupt Garten-Grenzen?

Viele Vorgärten haben diese erst gar nicht. Der Vorgarten verbindet
mit der äußeren Umgebung und dient als Übergangszone von der Straße in die private Welt. Er sollte freundlich und einladend gestaltet sein und gleichzeitig eine Grenze wenigstens andeuten.

In einem Garten ohne deutlich markierte Grenzen kann sich das Chi nur schwer sammeln. Durch den ständigen ungehinderten Energieaustausch mit der äußeren Umgebung ist es schwierig, Geborgenheit, Sicherheit und den persönlichen Charakter des Gartens zu wahren.

Bei der Gestaltung der Abgrenzungen ist darauf zu achten, dass das Prinzip des dynamischen Gleichgewichts von Yin und Yang hergestellt wird. Das bedeutet für die Gestaltung eines Gartens, dass die sich gegenüberliegenden Begrenzungen unterschiedlich gestaltet werden sollten.

Zu ruhigen, geschützten Bereichen, wie dem Nachbargarten, reichen blühende Büsche, eine niedrige Hecke oder ein Maschendraht-Zaun. Grenzt ein Garten direkt an eine belebte Straße, dann wird ein höherer Sicht- und Schallschutz nötig, z.B. eine Hecke oder eine Sichtschutzwand aus Holz.

So erreichen Sie, dass die eine Seite (hoher Sichtschutz) Yang-Charakter und die andere  (niedriger Zaun) Yin-Charakter besitzt. Das Chi kann hier zwischen der Yin- und der Yang-Seite fließen.

Die traditionellen chinesischen Gärten erlauben aber auch Einblicke in den Garten. Ich nenne sie scherzhaft die Feng-Shui-Löcher, die meist eckig aber auch rund in Mauern oder Hecken eingelassen werden.

Und ehrlich: Fühlen Sie sich hinter einer hohen, undurchdringlichen Hecke wohl und sicher, hinter der etwas lauern kann, was Sie nicht sehen. Ich gehe immer in respektvollem Abstand an solchen Ungetümen vorbei. Wie leicht kann sich dahinter jemand verstecken und ist mit einem Schritt durch die Hecke durch. Bei Mauern kann das eher nicht passieren, außer an einer Ecke, die die Sicht einschränkt.

Zu hohe Mauern oder eine undurchlässige Heckenbepflanzung kapseln die Bewohner ein und schrecken Besucher ab.

Dagegen kann eine stachelige, undurchlässige Hecke in Gegenden mit hohem Besatz von Freigänger-Katzen aus Vogelschutzgründen angelegt werden und einen schönen Anblick bieten.

Alles, was uns umgibt, spiegelt unser Leben, die verborgenen Vorlieben und Abneigungen und unsere positiven und negativen Potenziale. Der Garten steht viel mehr im öffentlichen Blick unserer Umwelt als unsere Wohnung oder Haus.

So kann ein prunkvoller Garten mit vielen exotischen Gehölzen etwas über den angestrebten Status der Besitzer aussagen, ein naturnaher Garten vielleicht auf eine Verbindung zum natürlichen Leben deuten, ein unordentlicher Garten auf ungeordnete Verhältnisse, ein verwilderter Garten auf die Vitalität.

Einigeln hinter hohen Mauern, Hecken oder Sträuchern kann wegen des überwiegenden Yin-Anteils ein Hinweis auf Ängste und Neigung zu Depressionen sein. Vielleicht soll auch der „wahre“ Charakter verborgen bleiben wie Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein.

Machen Sie beim nächsten Spaziergang mal Ihren Blick weit!
Und Sie bekommen viele Geschichten erzählt.