Der FRIEDE in uns

Kommentare, die ich zu meinem  dem Frieden gewidmeten Adventskalender 2016 bekommen habe, haben mich zum Teil bewegt, zum Teil erschüttert. In meinem Jahresrückblick 2016 habe ich versprochen eine (nicht repräsentative) Analyse hier zu veröffentlichen.

Einige meiner Leser in den unterschiedlichsten sozialen Netzwerken konnten die Kommentare schon mitlesen. Ich möchte diese hier nicht zitieren, weder die zustimmenden, die ablehnenden, noch die aggressiven. Ich möchte Ihnen ganz allein meine Reaktionen darauf mitteilen.

Denn ich bin allein für meine Gefühle, meine Worte, meine Handlungen, meine Taten verantwortlich. Ich bin nicht verantwortlich für die Reaktionen anderer auf meine Worte. Ach ja, ich bin natürlich auch verantwortlich für meine Reaktionen auf die Reaktionen.

Da hilft dann manchmal nur wie meine Oma sagte, Abwarten und Tee trinken. Warum das? Wir alle neigen dazu, mit spontanen Antworten unseren „fiesen Neandertaler“ aus dem Rucksack zu holen.

Was, Sie haben keinen Rucksack und schon gar nicht einen fiesen Neandertaler?

Schauen Sie mal ganz genau nach, was Ihnen da im Rücken sitzt. Und wenn Sie sich einen Moment Zeit für einen Blick nach hinten nehmen, können Sie auch das kleine, bullige Männchen mit der Keule erkennen, der sofort bereit ist zuzuschlagen.

Also die Keule meiner Kommentatoren habe ich manchmal schon gespürt. Eine Spur Neid, dass es anderen besser gehen könnte, ohne sich angestrengt zu haben. Eine Spur Abneigung gegen anders Aussehende oder anders Gläubige. Eine Spur Unverständnis aus Unwissenheit. Aber auch die Angst, die Unsicherheit und das Unvermögen Auswege zu sehen.

Ich habe aber auch die stärkende Unterstützung gefühlt. Von Menschen, die sich einsetzen, von Christen ohne Scheu vor Moslems, von einer Pfarrei mit Kirchenasyl, von Frieden Träumenden, uvm.

Meine Intention zu Frieden ist einander verstehen, miteinander kooperieren, Aufrichtigkeit, Empathie, Herzensverbindung.

Große Worte! Aber wie kann das gehen?

Ereignisse nimmt jeder auf seine persönlich Art und Weise wahr und interpretiert sie. Jeder hat sein eigenes Verständnis darüber, wie er die Welt sieht, wie er die Welt gern hätte, wie er die Welt zum Funktionieren bringen würde, wenn er nur könnte. So haben wir zu jedem Ereignis auf der Welt viele, viele unterschiedliche Wahrnehmungen, mit unterschiedlichen Gefühlen und unterschiedlichen Bedürfnissen. Jeder sieht die Anderen auf der Welt mit seinen Augen und Vorurteilen.

Wie könnte ein Weg zu einem gemeinsamen Verständnis aussehen?

Zunächst muss ich mir selber klar darüber werden, was ich will. Diese Erkenntnis kann ich meiner Umwelt öffentlich zugänglich machen oder auch einfach als meine eigene Leitlinie für mich festhalten.

Ich sage das, was ich wahrnehme. Also erkläre ich meiner Umwelt, was ich aus den Ereignissen interpretiere, was ich dabei fühle, was meine Bedürfnisse dazu sind. Wenn ich meine Sichtweise, meine Gefühle, meine Bedürfnisse meinem Gegenüber artikulieren kann, kann ich mich meinem Gegenüber verständlich machen. Ich kann meine Gefühle, Bedürfnisse und auch meine Befürchtungen in eine Bitte an ihn verpacken.

Wenn in mir der Wunsch existiert, mein Gegenüber auch zu verstehen, kann mit dieser Bitte eine Unterhaltung zustande kommen, in der auch mein Gegenüber zu Wort kommt und seine Sichtweise, seine Gefühle, seine Bedürfnisse von mir gehört werden. Ein Gespräch kann entstehen, das beiden Seiten gerecht wird.

Wenn ich allerdings nur die Absicht bezwecke, meine Interessen durchzudrücken, dann bricht an dieser Stelle jeder Dialog ab.

Aber auch wenn es zu einem Dialog kommt, können wir auf keinen Fall die ganze Welt ummodeln und verändern. Wir können nur in unserem Umfeld beginnen und hoffen, dass dieser kleine Stein, den wir vielleicht ins Rollen bringen, zu einer großen Lawine anwächst.

Vielleicht können wir alle gemeinsam versuchen, den Weg einmal auszuprobieren und zwar hier, sofort und so wie beschrieben.

Sie werden sehen mit der Absicht im Herzen, einander zu verstehen und alle Bedürfnisse zu berücksichtigen, kann daraus eine echte Herzensverbindung entstehen!

 

Die Freiheit des Alleinseins

Alleinsein

Wo wir auch sind, wohin wir auch gehen, was wir auch fühlen, was wir auch denken, wir sind immer allein.

Eine Erkenntnis, die den meisten von uns Angst macht. Alleinsein, dass scheint etwas Widernatürliches zu sein. Steht nicht schon in der Bibel „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“?

Ich glaube, dass unsere Angst vorm Alleinsein schon sehr alt und vielleicht sogar von einer Art Ur-Schuld gesteuert wird. Wie Tiere, die besser im Rudel jagen, hat der Mensch im Laufe seines Erdendaseins gelernt, dass es manchmal besser und einfacher ist, sich zusammen zu schließen.

Dennoch komme ich immer wieder zu der Erkenntnis, dass jeder am „Ende des Tages allein schlafen muss“. Verstehen Sie das bitte auch als Metapher.

Wir müssen unseren ersten Atemzug auf Erden allein ausführen. Jede Prüfung in unserem Leben müssen wir allein durchstehen. Jede Krankheit trifft nur uns allein, nur wir können sie auch besiegen. Und am Ende des (Lebens-)Tages gehen wir ganz allein von dieser Welt und treten ganz allein vor unseren Schöpfer.

Ich gehöre zu den Menschen, die sehr gern allein mit sich sind. Ich genieße die Freiheit, meinen Rhythmus zu leben, meine Gedanken zu verfolgen, meine Erkenntnisse zu machen, mich selbst besser kennen zu lernen, über Gott und die Welt nachzudenken ohne Beeinflussung von außen.

Tatsächlich sind die meisten Mitglieder unserer Gesellschaft auf der Flucht vorm Alleinsein. Die einen flüchten sich in die Arbeit, füllen ihren Kalender mit fragwürdigen Alltagsverpflichtungen, die anderen suchen sich andere, in Freundschaft, Ehe, Familie, religiösen Gemeinschaften, in Sportvereinen, vergnügen sich in Filmen, Theater, Konzerten, machen abenteuerliche Urlaube.

Bloß keine Ruhe, bloß keine Stille.

Wir sehnen uns nach Ruhe, Entspannung und finden doch nur Krach und Hektik.

Wir sind Meister in der Ablenkung von unserem wirklichen Leben geworden. Wir brauchen die anderen um uns nicht mit uns selbst auseinander setzen zu müssen. Wir schieben lieber Verantwortung auf andere ab. Sie sagen uns, was wir denken sollen, was wir glauben sollen. Dann sind wir auch nie schuld, sondern haben immer einen Schuldigen zur Hand. Wenn wir nicht glücklich werden, dann sind es immer die Umstände, die anderen, nie wir selbst.

Warum?

Ist uns noch nie die Erkenntnis gekommen, dass egal wohin und wie weit wir laufen, das Ziel immer wir selbst sind. Wir kommen immer wieder bei uns selbst an.
Ist es da nicht sinnvoll, uns selbst besser kennen zu lernen, zu erforschen, wer wir sind, was wir glauben, was wir wollen?

Fragen Sie sich doch am besten heute noch:

  • Warum erwarten Sie Verständnis und Liebe von anderen und nicht von sich selbst?
  • Warum vertrauen Sie der Meinung und Aussagen anderer mehr als ihren eigenen?
  • Warum glauben Sie, dass Sie Ihr Leben nur mit Hilfe anderer meistern und bewältigen können?
  • Warum suchen Sie die Antworten auf wichtige Fragen Ihres Lebens lieber anderswo und nicht in sich selbst?
  • Wie viel Zeit nehmen Sie sich täglich um das glückliche Alleinsein zu üben?

Überlegen Sie sich:

  • Wie oft sind Sie aufgrund wohlgemeinter Ratschläge von anderen in einer Sackgasse gelandet?
  • Wie oft sind Sie in eine ungewollte Abhängigkeit gestolpert, weil Ihnen jemand geholfen hat?

Sagen Sie sich:

  • Ich warte nicht darauf, dass andere mich lieben und anerkennen, sondern fange an mich selber zu mögen.
  • Je besser ich mich mag, desto weniger bin ich auf das Wohlwollen anderer angewiesen.

Die Angst vorm Alleinsein weicht dann einer großen inneren und in Folge davon einer äußeren Freiheit. Diese Freiheit resultiert daraus, dass wir anfangen das Leben zu betrachten, wie es ist, und nicht, wie es andere möchten, dass wir es sehen.