Welchen Nutzen kann unglücklich sein haben? Hat es überhaupt einen Nutzen? Wenn es keinen Nutzen hat, warum existiert Unglück so hartnäckig?
Nach einer ARD-Woche vom Glück schreit mein Inneres geradezu nach diesen Fragen. Soviel Glück wie uns Fernsehen und Radio diese Woche vorgesetzt haben, ist doch einfach nicht zum Aushalten!
Die Suche nach Glück verleitet uns dazu, nach manchen Dingen zu streben während wir andere wie die Pest meiden.
Wenn wir der Suche nach dem Glück und den Anleitungen dazu folgen könnten, dann wären wir alle schlanke, sportliche, gesunde, mehrsprachige, erfolgreiche, unabhängige Milliardäre.
Warum kennen wir neben dem Gefühl des Glücks aber auch die Gefühle Unzufriedenheit und Langeweile? Warum sind wir auf der Hut vor manchen Versprechungen, die wir sofort als unrealistisch erkennen, auch wenn wir es nicht wahr haben wollen?
Können diese negativen Denkansätze auch einen Nutzen für uns beinhalten. So wie eine gewisse Angst zum Leben und Überleben gehört, gehört auch der „gesunde“ Pessimismus zu einer realistischen Einschätzung unserer Welt.
Menschen mit einem gesunden Pessimismus können ihre Umwelt besser antizipieren, sie können sich besser vorstellen, was alles passieren kann. Deswegen kommen sie zu einer besseren, umfassenderen Beurteilung als die „blauäugigen“ Optimisten.
Zuviel Optimismus ist genauso ein Überlebensrisiko wie zu wenig Angst.
Und überlegen wir mal, was der Motor für Veränderung und damit auch für Verbesserung ist. Wer immer glücklich und zufrieden ist, will sicher nichts verändern. Wer jedoch unzufrieden oder gelangweilt ist, setzt seinen Geist für Veränderung und Verbesserung ein.
Das ist auch in Situationen der Fall, die wir gerne Krisen nennen. Wenn ich meinen Job verliere oder eine Beziehung beende, bin ich sicher nicht glücklich. Dieser Einschnitt in meinem bisherigen Leben birgt aber die Chance in sich, innezuhalten und den eigenen Kurs zu überdenken. Ich kann dann Umstände und Situationen neu bewerten und so einen anderen Weg finden.
Also seien Sie nicht traurig und frustriert, wenn es mit den Glücksgefühlen nicht immer so gut klappt. Seien Sie bewusst mal traurig und pessimistisch. Auch das gehört zu unserem Leben. Machen Sie sich bewusst, dass Fortschritt auch mit „unglücklich sein“ zu tun hat.
Nur wenn diese Phase nicht zu einem Ende kommt, brauchen Sie Hilfe.