Tag 21: Anders Fasten mit Birgitt

Das Lieblingslied meines Großvaters war „Die Gedanken sind frei“ von Hoffmann von Fallersleben.
*) zum Schluss habe ich den Liedtext angehängt.

Seit den Karlsbader Beschlüssen und dem Zeitalter Metternichs war „Die Gedanken sind frei“ ein beliebtes Protestlied gegen politische Repressionen und Zensur, insbesondere bei den verbotenen Burschenschaften. Nach der gescheiterten deutschen Revolution von 1848 wurde das Lied verboten. Das Lied sagt eigentlich alles, was Freiheit bedeuten kann. Die Gedanken und Gefühle eines jeden Menschen sind tatsächlich frei.
In diesem Sinne war es auch bei deutschen Widerstandsgruppen während des Nazi-Regimes beliebt.

Wir können uns die schönsten Dinge ausdenken und in Gedanken ausleben. Wir können die Gefühle, die wir für andere Menschen haben, frei ausleben und aussprechen,
… in Gedanken …

Wir können Projekte planen, Innovationen ausprobieren,
… in Gedanken …

Und wenn wir keine Angst haben, können wir alles auch in die Wirklichkeit umsetzen. Wir können es zumindest versuchen.

Leider beschränkt uns darin oft unsere Angst uns zu blamieren. Wenn etwas Ausgedachtes nicht funktioniert, könnten andere denken, wir sind zu blöd dazu. Wenn wir einem anderen unsere Gefühle gestehen, kann dieser sie zurückweisen.

Wenn wir nicht den Mut aufbringen unsere Angst zu besiegen, werden wir nie wirklich frei sein.

Was meint ihr, wollen wir unseren ganzen Mut zusammennehmen und die Grenzen unserer Angst überwinden?

Eure Birgitt

Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten?
Sie fliegen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen,
mit Pulver und Blei.
Die Gedanken sind frei.

Ich denke was ich will
Und was mich beglücket,
Doch alles in der Still
Und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
Kann niemand verwehren.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles sind rein
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.

Nun will ich auf immer
Den Sorgen entsagen,
Und will mich auch nimmer
Mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen
Und denken dabei:
Die Gedanken sind frei.

Ich liebe den Wein,
Mein Mädchen vor allen,
Die tut mir allein
Am besten gefallen.
Ich sitz nicht alleine
Bei einem Glas Weine,
Mein Mädchen dabei:
Die Gedanken sind frei.

Der Traum zum vierten Advent

Die Weihnachtszeit lädt ein zum Träumen. Macht es euch kuschelig, hinterm warmen Ofen oder unter einer Decke, mit einer Tasse Glühwein und würzigen Plätzchen. Vielleicht passiert euch auch dann das, was in dem Gedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben festgehalten wurde.

Der Traum

Ich lag und schlief, da träumte mir
Ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
Ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,
Die brannten ringsumher;
Die Zweige waren allzumal
Von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran,
Das war mal eine Pracht!
Da gab’s, was ich nur wünschen kann
Und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
Und ganz verwundert stand,
Nach einem Apfel griff ich da,
Und alles, alles schwand.

Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
Und dunkel war’s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
Sag an, wo find‘ ich dich?

Da war es just, als rief er mir,
„Du darfst nur artig sein,
Dann steh‘ ich wiederum vor dir;
Jetzt aber schlaf nur ein!

Und wenn du folgst und artig bist,
Dann ist erfüllt dein Traum,
Dann bringet dir der heil’ge Christ
Den schönsten Weihnachtsbaum!“

Ich wünsche euch zum vierten Advent einen verträumten Abend.
Und dann schön artig sein und alles befolgen.
Dann, ja dann, geht der Traum in Erfüllung.

Eure Birgitt

Ein Nussknacker-Traum

NussknackerWenn wir an den weihnachtlich geschmückten Läden vorbei gingen, kamen wir auch immer an einem Geschäft vorbei, das vorm Eingang einen lebensgroßen Nussknacker stehen hatte. Dieser Nussknacker hat mich besonders in seinen Bann geschlagen. Immer wieder musste ich ihn anschauen, wie grimmig er doch aussah. Ich habe mich dann oft gefragt, ob es davon kam, dass er so harte Arbeit leisten musste, für uns die Nüsse zu knacken. Er sah ja auch mehr wie ein Soldat aus, ja, so ein bisschen wie die Zinnsoldaten, die im Schaufenster nebenan lagen.

Als ich größer war und zum ersten Mal das Ballett „Der Nussknacker“ von Tschaikowski gesehen habe, war ich begeistert. Da wandelt sich der siegreiche Nussknacker in einen Prinzen. Das hätte auch wunderbar in meine Weihnachtsillusion gepasst.

Leider habe ich nie einen Nussknacker besessen, aber immer von ihm geträumt. Vielleicht wäre er auch ein Prinz geworden…

Nussknacker

Nussknacker, du machst ein grimmig Gesicht.
Ich aber, ich fürchte vor dir mich nicht.
Ich weiß, du meinst es gut mit mir,
drum bring ich meine Nüsse dir.
Ich weiß, du bist ein Meister im Knacken:
Du kannst mit deinen dicken Backen
gar hübsch die harten Nüsse packen
und weißt sie vortrefflich aufzuknacken.
Nussknacker, drum bitt ich dich, bitt ich dich,
Hast bessere Zähn als ich, Zähn als ich.
O knacke nur, knacke nur immerzu!
Ich will dir zu Ehren
die Kerne verzehren.
O knacke nur, knack, knack, knack! immerzu!
Ei, welch ein braver Kerl bist du!

von Hoffmann von Fallersleben