Kokosnuss

Wie Apfelsinen, Nüsse und selbstgebackene Kekse gehörte in die Adventszeit meiner Kindheit auch die Kokosnuss.

Immer im Advent brachte mein Vater eine Kokosnuss mit vom Obsthändler. Vor unseren Ohren schüttelte er sie, damit wir hören konnten, dass sich in ihr leckerer Saft befand. Vor meinem inneren Auge sah ich schon das wundervolle weiße Fruchtfleisch und setzte mich erwartungsfroh an den Küchentisch, an dem mein Vater der Nuss gleich mit einigen Gerätschaften zu Leibe rücken würde.

Denn wie vor allem Schönen stand nun eine anstrengende Arbeit. Mein Vater hatte vor sich liegen einen Handbohrer (wer nicht weiß wie ein Handbohrer aussah, ich habe unten ein Bild eingefügt), eine Stichsäge und natürlich auf einer guten Lage Papier die Kokosnuss. Als erstes setzte er seinen Handbohrer an einem der gut sichtbaren Keimlöcher an. Dabei durfte ich die Kokosnuss festhalten, damit sie nicht umfiel und die wertvolle Flüssigkeit nicht auslaufen konnte. War das gebohrte Loch groß genug, ließ er das Kokosnusswasser in ein Glas laufen und jeder durfte ein paar Schlucken nehmen.

Ach ja, ich vergaß, er bohrte zwei Löcher. Kennt ihr noch Kondensmilchdosen? Da wurden auch immer zwei Löcher hineingestochen. War nur ein Loch drin, musste die Dose durch drücken „gemolken“ werden. Es ist nämlich notwendig, dass Luft nachrücken kann, wenn die Flüssigkeit entweicht. Und eine Kokosnuss kann man nicht drücken …

War das Wasser nun aus der Kokosnuss entleert, setzte er seine Säge an und teilte die Kokosnuss in zwei Hälften. Dann begann er, die äußere faserige Schicht zu entfernen. Nun waren wir angelangt an dem wunderbaren Fruchtfleisch, was ich sehr gern aß. Besonders, wenn es noch sehr frisch und vom inneren Wasser noch feucht war.

Zuviel durfte man aber nicht davon essen, denn dann wurde es mir leicht übel. Das Fruchtfleisch ist sehr fetthaltig, was ich als Kind nicht gut vertrug.

Die Kokosnuss gehörte viele Jahre zum Vergnügen in der Adventszeit. In Obstgeschäften konnte man das frische Kokosnussfleisch sogar kaufen. Ich erinnere mich, dass meine Mutter immer welches erstand, wenn sie mich zum Ballettunterricht nach Goslar begleitete. Da gab es einen Obsthändler direkt am Bahnhof, der diese Leckerei verkaufte.

Auf jeden Fall sind Kokosmakronen und anderes Gebäck mit Kokosraspeln aus dem getrockneten Kokosnussfleisch bei fast allen ein beliebtes Adventsgebäck.

Was macht ihr aus der Kokosnuss?