Machen Geld und Ruhm glücklich?

Bekannte Persönlichkeiten kommen mir in den Sinn. Sie hatten entweder außer-gewöhnliche Begabungen oder einen immensen Reichtum, aber sie waren weder glücklich noch erfolgreich, ihr Leben zu leben.

Denken Sie an Marilyn Monroe, eine wunderschöne Frau, begehrt von dem Präsidenten ihres Landes. Sie ertränkte ihre Verzweiflung im Alkohol und starb wohl an einer Über-dosis von Barbituraten. Ernest Hemingway beging Selbstmord. Weder Nobelpreis noch ein außergewöhnliches Leben konnten ihn von einem tiefen Gefühl existenzielle Leere abbringen.  Tina Onassis, eine der reichsten Frauen der Welt, hatte Depressionen. Nach Missbrauch von Barbituraten erlitt sie im Alter von 37 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt. Oder den Club 27, zu dem bekannte Rock- und Bluesmusiker wie Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse zählen, die im Alter von 27 Jahren meist durch Drogenkonsum ums Leben kamen.

Es gibt also noch etwas anderes als Begabungen, Intellekt. So etwas, was man Einfühlungsvermögen, Mitempfinden, Fühlen mit anderen Worten Gefühle oder emotionale Intelligenz nennen könnte.

Wissenschaftler der Universitäten Yale und New Hampshire beschrieben Emotionale Intelligenz anhand von vier Faktoren:

  • Die Fähigkeit, seinen eigenen Gefühlszustand und den anderer zu erkennen.
  • Die Fähigkeit, den natürlichen Ablauf von Gefühlen zu verstehen:
    So verläuft z.B. die zeitliche Entwicklung von Angst oder Wut unterschiedlich.
  • Die Fähigkeit, über seine eigenen Gefühle und die anderer vernünftig nachzudenken und zu urteilen.
  • Die Fähigkeit, mit seinen eigenen Gefühlen und denen anderer richtig umzugehen.

Diese vier Fähigkeiten bilden die Grundlage von Selbstbeherrschung und gesellschaftlichem Erfolg. Zugrunde liegen Selbsterkenntnis, Zurückhaltung, Mitfühlen, Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit Konflikte zu lösen.

Oft sind wir aber taub gegenüber unseren Gefühlen oder interpretieren sie falsch. So wie ein Kleinkind meistens nicht weiß, warum es weint, ob ihm zu heiß ist, ob es Hunger hat, ob es traurig ist, ob ihm nur langweilig ist, oder es nach einem langen Tag mit Spielen einfach nur müde ist. Es weint, ohne genau zu wissen warum, und weiß auch nicht, was es machen muss, um sich besser zu fühlen.

Auch bei Erwachsenen ist diese Unfähigkeit verschiedene Gefühlszustände zu unterscheiden gar nicht so selten. Stress und Müdigkeit wird dann unter Umständen fälschlicherweise mit Essen beantwortet. Weil der gestresste, müde Mensch das Signal seines Körpers „ich brauche eine Pause und ein wenig Schlaf“ nur zum Teil wahrnimmt als „ich brauche…“. Etwas zu Essen und Trinken steht meistens bereit und es erfolgt der Griff nach Fast-Food, Schokolade oder gar zur Flasche Alkohol.

Unsere Erziehungssysteme betonen sehr das Rationale. Viele (oft Männer) denken, dass sie rein rational entscheiden. Dabei wird der eigene Gefühlszustand ignoriert, über andere erst gar nicht nachgedacht.

Unser bewusstes Denken hat keinen Zugang zu unseren Gefühlen und unsere Gefühle lösen Reaktionen aus, die uns ratlos zurück lassen.

Forscher der Universität in Berkeley sind der Ansicht, dass die Unterdrückung der Gefühle eine Anzahl von gesundheitlichen Problemen hervor rufen kann, die als klassische Stresskrankheiten bekannt sind: unerklärliche Müdigkeit, Bluthochdruck, Erkältungen, Herzkrankheiten, Magen-/Darmbeschwerden und Hautprobleme.

Wenn jedoch unser rationaler Teil und unser emotionaler Teil in uns zusammen wirken, befinden wir uns in einem glücklichen Zustand.  In diesem Zustand gestalten und realisieren sich Gedanken, Entscheidungen und Gesten auf ganz natürliche Weise und laufen einfach ab, ohne dass wir ihnen besondere Aufmerksamkeit schenken müssen.

Wir verfolgen unsere Ziele, wissen jederzeit, welche Entscheidungen wir treffen müssen und sind in einem natürlichen Zustand der Konzentration, ganz ohne Anstrengung, da wir nach unseren Werten handeln.

Am besten ist ein Gleichgewicht zwischen Fühlen und Denken.

Gut gesagt? Aber wie?

In meiner Glückscoach-Ausbildung gehe ich darauf ausführlich ein und zeige wirklich einfache Übungen, die jede für sich ein kleiner Baustein auf dem Weg zum eigenen Glück sind.

Wir wollen das „heilige Geschenk“, wie Albert Einstein sagte, für uns wieder erkennen und freudig annehmen. Dem „treuen Diener“ werden wir dem ihm gebührenden Dank zukommen lassen.

Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk
und der rationale Geist ein treuer Diener.

Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt
und das Geschenk vergessen hat.

Albert Einstein

Gegen emotionale Armut

malende-kinder

Am letzen Freitag versprach ich Ihnen ein Präventionsprogramm um emotionale Armut zu verhindern. Ich möchte Ihnen hier die Zutaten zu einem erfolgreichen Programm vorstellen. Egal ob im Kindergartenalter, in der Schule oder allgemein im täglichen Leben, je mehr Zutaten bekannt sind und gebraucht werden, desto friedlicher, weltoffener und zufriedener werden die Menschen werden.

Wer einen guten Kuchen backen will, muss bekanntlich sieben Sachen haben. Für ein erfolgreiches Programm gegen die emotionale Armut brauchen wie nur drei wichtige Säulen: die emotionale Fähigkeit, Gefühle zu erkennen und zu benennen, die kognitive Fähigkeit, den Problemen des Lebens positiv und mit dem Willen sie zu lösen gegenüber zu treten und die kommunikative Fähigkeit, nonverbal Zeichen zu erkennen und verbal seine Vorstellung klar zu formulieren, zu zuhören und Kompromisse schließen zu können.

Hört sich eigentlich ganz einfach an, nur wo lernen wir das?

Wer viel Glück hat, erlernt die Fähigkeiten bereits in der Ursprungsfamilie. In vielen Familien wird aber kein Wert darauf gelegt, dass aufkeimende Gefühle erkannt, benannt und ernst genommen werden. Ist ein Junge weinerlich, folgt der Spruch: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Mädchen dürfen zwar weinen, müssen aber „lieb“ sein und sich nicht wehren. Bevor Kinder ihre Gefühle richtig wahrnehmen, werden sie durch übergestülpte gesellschaftliche Normen reglementiert. Es wird erwartet, dass die Gefühle totgeschwiegen werden und man funktionieren muss. Wer sich selbst nicht versteht, wie soll der die Regungen und Gefühle anderer verstehen?

Wer schon nicht die eigenen Gefühle erkennt, der ist wahrscheinlich auch nicht in der Lage die Heftigkeit eines Gefühls einzuschätzen. Wenn ein Kind so richtig zornig wird, dann kann es schon einmal vorkommen, dass es dem anderen Kind einen Gegenstand über den Kopf zieht. Wenn dann Eltern nicht erklären, welche Schmerzen es dem anderen zugefügt hat, dann empfindet es kein Gefühl für sein Gegenüber und wird beim nächsten Mal wieder impulsiv und hart zuschlagen. Wenn die überzogene Handlung erkannt werden kann, kann auch eine angemessene erfolgen.

Am 28.10. habe ich mit der Biologie der Empathie beschrieben, wie anhand von Gesichtsausdrücken viele Menschen nachempfinden können, was ein anderer Mensch empfindet. Und das dies für unser friedliches Zusammenleben sehr wichtig ist. Allein an der Körperhaltung und am Blick können wir erkennen, ob ein Mensch aggressiv, devot oder selbstbewusst reagieren wird. Kann ich mich in einen anderen hineinversetzen, kann ich auch Lösungen finden, die für beide passen.

Ein erfolgreiches Präventionsprogramm könnte z.B. beinhalten:

  • Zum Beginn eines Tages abfragen, wie die Gefühlslage der Teilnehmer ist.
  • Emotionale Probleme thematisieren und gemeinsam nach Lösungen suchen. Viele Fragen stellen und sich in die Gemütslage des Berichtenden hineinversetzen.
  • Diskutieren lernen mit dialektischer Erörterung: These, Antithese, Synthese
    So wird erlernt zu einem Thema auch die Gegenargumente zu sammeln, zu verstehen und These und Antithese zu einer sinnvollen Synthese zusammen zu führen.
  • In Projekten die Kooperation stärken. Wenn alle unterschiedlichen, vorhandenen Fähigkeiten eingebracht werden, kommt man schneller zu einem besseren Ergebnis.
  • Lernen Kritik so anzubringen, dass sie nicht beleidigend oder herabwürdigend ist, sondern zu einem besseren Verständnis führt. Es hilft dabei den eigenen Standpunkt als „Ich“-Botschaft auszusprechen. Ich sehe… Ich empfinde… Ich fühle…
    Keine direkten Anschuldigungen oder aggressive Schlussfolgerungen ziehen, die es dem Anderen schwer machen Botschaften auf- und anzunehmen.
  • Beim Gespräch Blickkontakt aufnehmen, auf Körperhaltungen und Gesichtsausdruck achten.
  • Während des Tages immer wieder stressabbauende Tätigkeiten einfügen wie körperliche Bewegung, Entspannungstechniken wie Meditation, geführte Phantasiereisen, etc.
  • Den Tag beschließen, dass jeder seine Sorgen des Tages berichten und bewerten darf. Gemeinsam können kreative Wege besprochen und gefunden werden.
    Auf diesem Weg kann die Erkenntnis reifen, welches Gefühl hinter Verletzungen und Wut steckt und wie man mit Ängsten und Traurigkeit umgeht. So wird die Selbstverantwortung geschult, dass jeder Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen muss und Verpflichtungen eingehalten werden müssen.

Dieses oder ähnliche Programme führen zu mehr

  • Selbstsicherheit
  • Selbstbeherrschung
  • Rücksichtnahme (auch auf Schwächere)
  • Hilfsbereitschaft
  • Konfliktlösungsfähigkeit
  • Anteilnahme
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Offenheit

In den USA gibt es seit einigen Jahren Schulen, die mit großem Erfolg die Lebenskunst-Schulungen (Self Science) anbieten.

Auch in deutschen Kindertagesstätten, Schulen, Universitäten werden vermehrt Schulungen der sozialen und emotionalen Kompetenz vorangetrieben. Argumente dafür sind u.a.( Quelle: Bildung von sozialen Kompetenzen in der Schule, Gisela Steins, Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Bildungswissenschaften, 2014)

„Soziale Kompetenzen stehen heute nicht mehr im Mittelpunkt der Erziehung; Disziplin bzw. die damit verbundenen Fähigkeiten sind out. Das bedeutet: Man kann nicht erwarten, dass Kinder bereit sind, diese Investition von sich aus zu tätigen.“

„Wir tun gut daran, diese Kulturtechniken weiterzugeben, denn von ihnen hängt ganz entscheidend die Zukunft unserer Gesellschaft ab. Viele negative Ereignisse der Menschheits-geschichte wären anders verlaufen, hätten die Beteiligten fundierte Kenntnisse und Fähigkeiten eines angemesseneren Umgangs miteinander zur Verfügung gehabt.“