Psychische Störungen nach Flucht und Migration – Ein Projekt des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie

„Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle in Deutschland im Herbst 2015, war das Engagement der Mitarbeiter vielerorts groß. Während sich die Max-Planck-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit anderen deutschen Forschungsorganisationen auch dazu entschloss, langfristige Angebote zur Integration zu erarbeiten, entstand gleichzeitig eine von einem großzügigen Spender der Max-Planck-Förderstiftung ermöglichte Initiative. Max-Planck-Direktor Herbert Jäckle übernahm die Schirmherrschaft und gab ihr den Namen „People for People“. „Dem Spender der Förderstiftung geht es um das Menschliche. Er möchte Konzepte aus den Instituten fördern, die direkt den Flüchtlingen zugutekommen.“ Finanziert werden sollen dabei jene Aktivitäten, die sich aus öffentlichen Mitteln nicht finanzieren lassen. Kurz nach Jahresbeginn waren insgesamt 25 Projekte ausgewählt worden.“
Quelle: https://www.mpg.de/fluechtlingshilfe

Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München startete das Projekt „Refugee Psychiatry”. Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie bietet ein Psychoedukationsprogramm für Flüchtlinge und Helfer an, um einen Beitrag bei der Versorgung von Menschen mit psychiatrischen Störungen nach Flucht und Migration zu leisten.

„Eine 2015 durchgeführte Studie an syrischen Flüchtlingen in der Türkei zeigt, dass zwei Drittel von ihnen Tod, Folter oder Entführung eines engen Freundes oder Familienmitgliedes beobachtet oder selbst erlebt haben (Alpak et al., 2015).
20 bis 30 Prozent der Flüchtlinge leiden unter einer schweren Depression oder einer ausgeprägten Posttraumatischen Belastungsstörung und brauchen eine Behandlung (Steel, Chey et al., 2009).“
Quelle: http://www.psych.mpg.de/refpsych

Ich habe an dieser 8-reihigen Schulung teilgenommen und viele Erkenntnisse gewonnen, die nicht nur auf Flucht und Migration sondern auch auf unser ganz normales Leben zutreffen.

Was mich persönlich allerdings am meisten bewegt hat und mir vor Augen gehalten hat, dass unsere Politiker vollkommen entgegen diesen Erkenntnissen handeln, war das Thema: Depressive Erkrankungen.

An diesem Nachmittag wurde u.a. über Schutzfaktoren und belastende Faktoren beim depressiven Syndrom bezogen auf Geflüchtete gesprochen.

Zu den Schutzfaktoren zählen:

  • Kulturelle Identität
  • Soziale Bindungen
  • Soziale Unterstützung
  • Religiöse Gebräuche
  • Arbeit
  • Familienzusammenhalt

Zumindest zu den Themen Arbeit und Familienzusammenhalt sind unsere Gesetze und deren Auslegung daher eher kontraproduktiv.

Gegen die belastenden Faktoren kann nicht viel getan werden oder man nimmt diese gar billigend in Kauf:

  • Einsamkeit
  • Heimweh
  • Statusverlust
  • sprachliche Probleme
  • Hilflosigkeit
  • Aufenthaltsstatus
  • Arbeitslosigkeit
  • offener oder latenter Rassismus
  • Dissonanz zwischen Normen und Werten der Herkunfts- und der Aufnahmegesellschaft

Und es gibt noch etwas, was mich stark berührt hat. Die Teilnehmer an dem Schulungsprogramm waren aus meiner Sicht nicht sehr zahlreich und bestanden überwiegend aus engagierten älteren Menschen und „Ausländern“, oder politisch korrekt, Menschen (in diesem Falle Ärzte aus Nordafrika und Südamerika) mit Migrations-Hintergrund.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal meinen persönlichen Dank für eine hilfreiche, humane Initiative von engagierten Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie aussprechen.

Gäbe es doch mehr so kompetente und engagierte Menschen!