Trauer, Melancholie, Depression

dark clouds

Manchmal ist man für düstere Stimmungen empfänglicher, gerade wenn die Nachrichten viele Schreckensmeldungen für uns bereit haben oder das Wetter grau in grau ist. Trauer und Melancholie gehören zum Leben wie Freude und gute Laune. Wenn man aber nicht mehr aus solch einem Stimmungstief herauskommt, wenn sich eine Depression entwickelt, dann braucht man Hilfe.

Selbst aus Trauer und melancholischer Gemütslage kann sich nicht jeder selbst befreien, weil die Gefühle keine adäquate Reaktion zulassen oder man schlicht keine Strategie dafür hat.

Aus eigener Erfahrung möchte ich über Traurigkeit und Melancholie, die wir aus eigener Kraft besiegen können, berichten.

Am 1. Juni jährte sich der Tag, dass ich meiner Mutti das letzte Mal die Schuhe angezogen, mit ihr gemeinsam auf den Bus zu ihrer Tagespflege gewartet und ihr nachgeschaut habe, wie sie zum Bus ging. Vor einem Jahr ist sie gestürzt, hat sich einen Oberschenkelhals gebrochen und kam nicht mehr nach Hause. Auch wenn nun schon fünf Monate vergangen sind, dass sie nicht mehr auf dieser Welt ist, so fühle ich bei solchen Anlässen Traurigkeit aufsteigen.

Was ist Trauer eigentlich?

Erleiden wir einen Verlust hat das auf unsere Gemütsverfassung fast immer gleiche oder ähnliche Auswirkungen: Das Interesse an Vergnügungen schwindet, unsere Aufmerksamkeit beschäftigt sich mit dem Verlust und schwächt unsere Energie für das tägliche Leben. Trauer zwingt uns zu einer besinnlichen Abkehr vom Alltag und versetzt uns in einen außergewöhnlichen psychischen Zustand, in dem wir darüber grübeln, was dieser Verlust für uns bedeutet.

Nach einer angemessenen Zeit, die für jeden individuell zu bemessen ist, sollte die Abkehr vom Alltag und der psychische Sonderzustand umschlagen in Aktivität mit neuen Plänen, in wieder Zuwendung zu Geselligkeit und Freude.

Trauer ist sinnvoll, um Abschied zu nehmen, die neue Situation zu überdenken.

Melancholische Stimmungen zu einem Verlust dürfen meines Erachtens auch zu bestimmten Anlässen wieder auftauchen. Erinnerungen werden sich mit der Zeit aber wandeln, von Traurigkeit in positive Erinnerungen. Wenn ich heute an meine Mutter zurückdenke, dann sind es Anlässe, die Erinnerungen an sie wecken: schöne, lustige und manchmal auch die, die ich „Ach-Mutti“ nenne. Ich denke an sie, wenn ich ihre Lieblingsspeise zubereite, wenn ich eine von ihr besonders geliebte Blume sehe oder erinnere mich, wie sie mit ihrem Gehstock in ein Blumenbeet pikste und dazu sagte, „da musst du aber mal das Unkraut zupfen“. Ich erinnere mich mit einem inneren Lächeln.

Wenn die Phase der Traurigkeit, der Zurückgezogenheit aber nicht enden will, sondern sich in allgemeine Freudlosigkeit, Entsetzen, Angst, Konzentrationsmangel, Schlafstörung oder gar Verwirrtheit äußert, dann ist die Grenze zur Krankheit überschritten.

Wer keinen Neuanfang sieht oder für möglich hält, wer seine Verzweiflung, seinen Schmerz mit nichts mindern kann sondern ins Unerträgliche steigen sieht, wer glaubt Ausscheiden aus dem Leben sei der einzige Ausweg, der leidet an einer tiefen Depression. Da können nur erfahrene Therapeuten, Medikamente und vielleicht ein Krankenhausaufenthalt helfen.

Ich bin ein Mensch, der sich lieber zurückzieht, für  sich bleibt und wie ein waidwundes Tier seine Wunden im Verborgenen leckt. Diese Zeit des Rückzug brauche ich, um mir den Verlust klar zu machen und über Strategien nachzudenken, wie ich ohne ihn klarkommen werde. Erst dann verspüre ich wieder den Drang mich unter andere Menschen zu mischen. Wenn es allerdings jemand wagt, in meinen Rückzugsort einzudringen, reagiere ich eher erleichtert darüber und teile mich auch gern mit, nehme ich Anteilsbekundungen gern entgegen.

Den meisten Menschen hilft es aber, sich unter Leute zu begeben. Geht mit Freunden essen, besucht Sport- oder Musikveranstaltungen, geht ins Kino. Macht alles, was euch ablenkt, zusammen mit Freunden oder der Familie. Das hilft gut, wenn die Aktivitäten tatsächlich von der Trauer ablenken, man die gedrückte Stimmung eine Zeit lang vergessen kann. Wenn man die Anlässe allerdings nur dazu nutzt, über die Trauer zu reden, immer wieder durchzukauen, dann kann es leider auch die trübe Phase verlängern.

Sport oder jegliche andere körperliche Betätigung kann auch helfen. Wenn mein Herz mal wieder „aus dem Takt“ zu kommen droht, gehe ich in den Garten oder putze mein Zuhause. Danach geht es mir immer besser.

Und vor allen Dingen schaut nach vorn. Der Blick zurück ist nicht verboten, aber hütet euch, immer wieder über neue Aspekte und Sorgen nachzugrübeln. Glaubt mir, die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Es ist besser sie anzunehmen und die Zukunft neu zu gestalten.

Vor allen Dingen, holt euch Hilfe, wenn das schwarze Loch nicht kleiner wird.

Tun Sie jeden Tag genau das, was Ihnen Angst macht!

Winner

Es gibt nur einen einzigen Weg „Alltags“-Ängste *), zu bewältigen:

Ein Ziel, eine Motivation und Handeln.

*)
Alltags-Ängste möchte ich ganz klar von Angsterkrankungen wie Phobien, Traumata, Panik-Attacken, etc. abgrenzen. Im Zweifel fragen Sie Ihren Arzt.

Haben Sie Angst vor Vorträgen, vor Prüfungen, vor Kontakt zu Fremden oder vielen anderen Situationen? Sie können sich noch so oft vorstellen und in Gedanken ausmalen, wie toll es wäre, wenn Sie ohne Angst handeln könnten. Haben Sie kein Ziel vor Augen, warum Sie Ihre Angst bewältigen möchten, welchen Vorteil Ihnen das bringen würde, dann werden Sie wahrscheinlich die Situation lieber meiden als sie zu meistern.

Schauen wir uns ein Beispiel an. Zu den Aufgaben eines gerade beförderten Managers gehört unter anderem auch, Vorträge vor Kunden zu halten und seine Mannschaft zu einem gemeinsamen Handeln zu motivieren. Nun hat der junge Mann oder die junge Frau aber Redeangst, egal ob vor Kunden oder den Mitarbeitern. Da er (ich bleibe mal beim „er“, weil es sonst so umständlich wird) seinen Chef und dessen Vertrauen nicht enttäuschen will, will er sein Problem in den Griff bekommen. Leider kommt diese Art Motivation von außen, er will seinem Chef gefallen.

Wenn er sein Problem nur angehen möchte, um einer Autorität zu gefallen, wird der Erfolg eher ausbleiben. Wenn er sein Problem aber lösen möchte, weil es ihm ein Anliegen ist, seine rednerischen Fähigkeiten zu verbessern und weil er sein Team zum Erfolg führen möchte, dann hat er nicht nur ein Ziel sondern bereits eine Motivation, warum er seine Angst besiegen möchte.

Nun bleibt nur noch das Handeln. Und alles, was er nun tut, macht er ausschließlich für sich! Nicht für seinen Chef und auch nicht für sein Team, sondern allein für sich.

Er könnte jetzt einen Termin mit seinem Team festsetzen, auf dem er eine Rede halten wird. Er sollte sich mit positiven Gedanken auf die Rede vorbereiten. Denn welche Gedanken er sich zu dem Vortrag macht, ist ein wichtiger Teil der mentalen Einstimmung.

Er kann sich ausmalen, wie er sein Problem mit Bravour bewältigt, wie ihm seine Zuhörer applaudieren, zustimmen und die Antworten auf Fragen Erstaunen auslösen. Er kann sich sogar vorstellen, wie er sich auf diesen Vortrag freut.

Dann ist es an der Zeit zu handeln.

Vielleicht haben Sie schon mal beobachtet, wie ein Trainer beim Sport vorm Anpfiff seine Mannschaft noch einmal auf das Ziel einschwört und den Siegeswillen mit einer gemeinschaftlichen Aktion und/oder Geste bestärkt.

Motivation

Das können Sie auch ganz allein für sich machen. Konzentrieren Sie sich noch einmal vollständig auf Ihr Thema, stellen Sie sich vor, wie Sie Ihr Ziel erreichen. Dann atmen Sie tief durch, erheben Sie die Arme wie ein Sieger oder wenn das zu auffällig ist, nehmen Sie bewusst eine aufrechte Haltung ein

… und dann ran an den Speck… Verzeihung an die Rede!

Angst ist, was unsere Gedanken daraus machen

Ghost

Angst hat eine nützliche Funktion in unserem Leben. Sie warnt uns vor Gefahren und ermöglicht unserem Körper die Flucht zu ergreifen.

Wir können die Flucht ergreifen oder alle unsere Kräfte mobilisieren, um das gefürchtete Problem zu lösen.

Wenn wir mit Flucht reagieren, hat das meist gute Gründe. So meinen wir zumindest. Gut, wenn wir einem Raubtier gegenüberstehen, einer giftigen Schlange begegnen oder wir uns gerade auf einen Skorpion setzen,… dann nichts wie weg.

Aber wie wahrscheinlich ist das in unserer Umgebung?

Hier sind es wohl eher Normen, die wir verletzen könnten. Wir sind aufgewachsen mit Sätzen unserer Eltern, unserer Lehrer oder anderer Autoritäten, die uns deutlich sagen, „DAS TUT MAN NICHT“.

Nun können wir überlegen, ob wir es trotzdem tun möchten, ob wir einen größeren Nutzen haben, wenn wir es tun und uns außerhalb der Norm stellen, oder ob wir die Konsequenzen daraus nicht übernehmen wollen.

Dann könnten uns die Leute vielleicht als ungebildet, herzlos, egoistisch, vielleicht sogar als abartig betrachten.

Wenn eine Gefahr für uns überschaubar ist und wir uns stark genug fühlen, hat die Angst keine Chance, uns zu entmutigen.

Es gibt aber auch Situationen, in denen wir unsere Fähigkeiten unterschätzen, aus Bequemlichkeit lieber nichts riskieren oder uns von anderen Leuten entmutigen lassen.

Da kommen unsere Gedanken ins Spiel. Wir malen uns aus, wie schlecht eine solche Entscheidung für uns ausgehen kann, wie die anderen nun schlecht über uns denken, wie sie uns als Versager oder als Außenseiter sehen. Das alles macht uns Angst. Wir nehmen vorweg, was noch gar nicht passiert ist.

Um einen Angstkreislauf zu durchbrechen gibt es zwei Situationen, die wir uns bewusst machen sollten:

Wir können beim ersten Gedanken an die bevorstehende Situation daran denken, dass wir schon beim letzten Mal ausgelacht und verhöhnt oder sogar bedroht wurden Unsere Fantasie kann sich daran festklammern. Wir durchlaufen im schlimmsten Fall wieder alle hilflosen und erniedrigenden Stationen.

Wir können aber auch beim ersten Gedanken „Stopp“ sagen und einen ganz anderen Film ablaufen lassen. Den Film wie wir die anstehende Situation meistern und Anerkennung dafür bekommen.

Verschwenden wir keinen weiteren Gedanken an Angst und Versagen, sondern freuen wir uns darüber, dass wir selbstbestimmt sind und uns nicht von unserem Panik-Modus vor uns her treiben lassen.

Ausgegebenen Anlass möchte ich ein Beispiel dazu bringen.

Früher hatten wir Kinder Angst vorm schwarzen Mann oder vor den Zigeunern, die angeblich kleine Kinder und die Wäsche von der Leine klauten. Etwas später als Jungendliche war es uns mulmig, durch eine dunkle, unbelebte Gasse zu gehen. Heute sind es die belebten Plätze mit Menschenansammlungen, die uns Furcht einflößen.

In München findet bekanntlich jedes Jahr das Oktoberfest statt (oder wie wir Münchner sagen: die Wiesn). Wie man sich auf einer solchen Massenveranstaltung mit vielen Alkoholisierten verhält, zeigt das Projekt „Sichere Wiesn“.

Auszug aus der Süddeutschen Zeitung vom 05.08.2015:

„Ihr könntet auch nackert über die Wiesn gehn“, sagte K. G., die Vertreterin von Imma e.V, zu jugendlichen Mädchen. „Dann würdet ihr zwar wegen Exhibitionismus angezeigt, aber anfassen dürfte euch trotzdem keiner.“ Mit diesem Satz macht die Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“, deutlich, um was es geht. Laut Polizeibericht 2014 grabschten Männer auf der Wiesn oftmals, sie fotografierten unter den Rock, verfolgten und bedrängten Frauen, im schlimmsten Fall gab es Anzeigen wegen Vergewaltigung – bei der Wiesn 2014 zweimal.

Das Projekt klärt Schülerinnen ab der achten Klasse über Gefahren des Wiesnbesuchs auf. Etwa mit Fragen wie: „Wisst ihr denn schon, wie ihr nach Hause kommt?“ Die Helfer raten auch: Macht einen Treffpunkt aus, falls ihr euch verliert. Merkt euch Telefonnummern, Handys gehen oft verloren oder das Netz bricht zusammen. Das zeigt die Erfahrung der Helferinnen.

Auszug aus der Süddeutschen Zeitung vom 29.09.2015 „Wenn Frauen Hilfe brauchen“:

Hinschauen und Einschreiten: Die Aktion „Wiesn-Gentleman“ soll helfen, sexuelle Übergriffe zu verhindern. Friedlich feiern und sich für andere einsetzen, die Hilfe brauchen, das ist die Botschaft vom „Wiesn-Gentleman“. Wenn die Leute hinschauen, könne die Zahl der sexuellen Übergriffe verhindert werden. Man hofft mit dieser Aktion, andere Männer zu motivieren genauer hinzuschauen und im Extremfall auch einzuschreiten.

Durch meinen Beruf war ich oft in Ländern, die als gefährlich eingestuft waren. Ich musste oft spät über irgendwelche Bahnhofsplätze gehen. Flucht-Angst hatte ich nicht, aber eine gehörige Portion Aufmerksamkeit und Respekt im Gepäck, also Angst, die mir geholfen hat, die bevorstehende Situation zu scannen und einzuschätzen. Oft sind mir Mädchen und Frauen aufgefallen, die selbst ich als „Opfer“ eingestuft hätte. Ihre Körperhaltung schrie schon von Weitem: Tut mir nichts, ich kann mich nicht wehren.

Natürlich kann ich auch nichts ausrichten, wenn jemand mir körperliche Gewalt antun will. Und ich will mich nicht als Besserwisser hervortun. Ich habe auch keine Lösung für Probleme wie sie jüngst zu Silvester aufgetreten sind.

Prinzipiell ist es aber so, dass wir Alternativen haben. Meiden von gefährlichen Situationen ist eine. Eine weitere ist, versuchen die Situation richtig einzuschätzen. Die nützliche Seite der Angst weckt in uns eine erhöhte Wahrnehmung. Wir sollten lernen auf sie zu hören.

Und ja, Solidarität und Zivilcourage können wir einfordern. Sprechen Sie gezielt einen Menschen an: Hey, du, im roten Pullover mit dem Vollbart, hilf mir. Hey, Bruder, mit den schwarzen Haaren, ruf´ die Polizei.

Es ist allemal besser eine Handlungsoption zu haben, als vollständig verängstigt Opfer zu sein.

Haben Sie immer in Ihrem Gedächtnis, in jedem Land, in jeder Religion, gibt es gute und schlechte Menschen und lassen Sie sich nicht durch Quoten-Nachrichten und Katastrophen-Politiker beeinflussen und dazu drängen, dass das anders ist.

Die Angst und ihre Schöpfer

Angst besiegt

Angst und die Reaktion darauf, Kampf oder Flucht, ist eine instinktive Überlebensstrategie.

Was machen wir aber mit Ängsten oder auch „nur“ Besorgnissen, bei denen es nicht rein ums Überleben geht?

Fast jeder kennt die Angst vor dem Zahnarzt. Auch wenn wir uns doch ziemlich sicher sein können, dass wir lebend den Zahnarztstuhl verlassen werden. Oder die Angst vorm Fliegen, obwohl statistisch gesehen jede Autofahrt gefährlicher ist.

Die Medien schüren Lebensängste aus reiner Quotengier und Sensationslust:
Wie real ist ein terroristischer Angriff auf z.B. den Münchner Hauptbahnhof? Und doch wird die Gefahr terroristischer Angriffe immer wieder thematisiert.
Wie wahrscheinlich ist eine Wiederholung eines Flugzeugabsturzes ähnlich des Germanwing-Falles? Und trotzdem werden Gegenmaßnahmen wochenlang öffentlich diskutiert und sogar eine Mathematik-Aufgabe, in der Abiturienten zeigen mussten, dass eine Bergspitze nicht auf der Route eines Flugzeugs liegt, in Bezug gebracht.

Ein anderes Kapitel sind die alternativen Heilbringer.
Da geht es um Angst vor digitalen und Elektrosmog, vor Aluminium, Almagam, Fluorid, Antibiotika, Impfung, Fracking, Windrädern und vieles mehr. Da werden Mutter Erde, die Geister der Natur, heilige Orte, geistige Wesen angerufen und um Verzeihung und Zuneigung gebeten.

Klar finde ich auch manche Dinge bedenklich. Aber vermeintliche Gefahren erzeugen genauso Angst wie echte Lebensbedrohungen.

Angst in ihrem natürlichen, positiven Zustand verschwindet, wenn das Ereignis beendet ist. Durch die wiederholten Medienberichte wird die Angst in dauerhafter Aufmerksamkeit gehalten. Das ständige Wachhalten wird die Angst nicht beenden und ihre negativen Aspekte können Oberhand gewinnen.

Die ständige Wiederholung bewirkt, dass sich die Angstreaktion im Gehirn festsetzt. Sobald wir der Stimme der Angst Glauben schenken, hält sie die Zügel über uns in der Hand. Um wieder Herr über die Angst zu werden, brauchen wir nun viel Kraft und Energie.

Wir können uns aber vor Augen halten:
Katastrophenszenarien werden äußerst selten Wirklichkeit.
Meine Angst ist ein Gefühl. Ergibt dieses Gefühl Sinn?
Mir widerfährt augenblicklich nichts Schlimmes.

Wenn Sie der Stimme der Angst auf diese Weise erst einmal begegnet sind, dann haben Sie Zeit gefunden, die Situation realistisch einzuschätzen. Viele Ängste und Besorgnisse sind bei realistischer Betrachtung ungerechtfertigt.

Angst ruft Erinnerungen und Erfahrungen aus ähnlichen Situationen wach. Oft sind es Erinnerungen aus der Kindheit, die hartnäckig unser Leben bestimmen.
Fragen Sie sich:
Verhalte ich mich wie ein Kind?
Welche Gefühle könnten heute besser entsprechen?
Ist das nur die Erinnerung, die mir einen solchen Schrecken einjagt?

Angst macht im allgemeinen stumm. Man schämt sich der Angst und möchte nicht, dass andere darüber etwas erfahren.

Genau da setzt die nächste Chance an, die Angst zu besiegen: Reden Sie über Ihre Gefühle.

Schweigen verschlimmert die Sache nur.
Es gibt vielleicht jemanden, der genau dasselbe erlebt und überlebt hat.
Nicht jeder denkt in der Sache schlecht über mich.
Von allein verschwindet die Angst nicht.

Machen Sie sich klar:

Wie beängstigend die Situation auch sein mag, ich werde daran nicht sterben.
Um das Problem zu lösen, muss ich das Risiko eingehen und nicht davor weglaufen.
Je mehr ich mich der Angst stelle, desto kleiner wird sie und endlich vielleicht sogar verschwinden.

Aus diesen Gründen kann es schon hilfreich sein, wenn Sie einen Termin bei einem Coach oder Therapeuten vereinbart haben. Allein, dass Sie Ihr Angst zugeben und benannt haben, kann schon heilend wirken.

Jeder Schritt hilft Ihnen bei der Zurückgewinnung der Klarheit über eine Situation. Allein dadurch, dass Sie wissen, wie Ihre Angst zustande kommt, gibt Ihnen die Kontrolle über Ihre Gedanken und Gefühle zurück.

Sie sind wieder Schöpfer Ihrer ganz persönlichen Wahrheit und Wohlbefinden.

Emotionen und Vorurteile

abseilende Spinne

Viele Menschen reagieren beim Anblick einer gewöhnlichen Hausspinne mit Ekel oder Abscheu: „Iiiih, ist die widerlich!“, „Hilfe, mach sie tot!“, „Die macht mir Angst!“

Ein trotziges Kind macht manche Eltern hilflos und wütend. „Da kann einem doch mal die Hand ausrutschen!“

Auf unterschiedliche Ereignisse reagieren wir mit unterschiedlichen Emotionen. Emotionen sind grundsätzlich gut: sie helfen uns Ereignisse in wichtig oder unwichtig einzuordnen und sie helfen unserem Gehirn Erinnerungen abzuspeichern.

Emotionen brauchen wir, um Großes zu erreichen. Wenn man für eine Aufgabe brennt, sind Hindernisse nur Herausforderungen.

Angst, eine starke Emotion, kann lebensrettend sein, wenn wir z.B. vor einem Löwen reißaus nehmen.

Oft übernehmen wir Reaktionen auf ein Ereignis von unseren Eltern, von anderen Autoritäten oder einfach von Menschen unserer Umgebung. Die Reaktionsmuster verinnerlichen wir so stark, dass wir immer wieder gleich reagieren, ohne zu hinterfragen, warum wir so reagieren.

Warum haben einige Angst vor einer Hausspinne, während andere sie eher als nützliches Insekt sehen, das wiederum andere Insekten aus dem Haus fernhält, weil es sie verspeist?

Warum können einige auf die Trotzanfälle ihrer Kinder gelassen reagieren, während anderen die Hand oder gar mehr ausrutscht?

Alle starren Denkweisen begrenzen uns. Wir sind nicht mehr in der Lage eine Situation neu zu bewerten und angemessen zu reagieren.

Eine andere Sichtweise lässt uns vielleicht die Schönheit der Spinne erkennen oder die Schönheit ihres Werkes.

Spinnennetz

Fragen Sie sich, wenn Sie sich selbst erwischen wie Sie mal wieder reflexartig reagieren:
Warum denke ich so?
Worin besteht eigentlich meine Motivation?
Gibt es einen anderen Weg zu reagieren?

Vorurteile sind genau solche automatischen Reaktionen. Reflexartig beherrscht manche die Angst, wenn sie eine Spinne erblicken.

Ersetzen Sie doch mal „Spinne“ durch „Asylanten“, durch „Obdachlose“, durch „Polizei“, durch „Feind“,…

Wäre es nicht wünschenswert, frei entscheiden zu können und nicht zwanghaft handeln zu müssen!

Wie subjektiv ist objektiv?

Sichtweise

Bei einer Entscheidungsfindung gibt es viele Wege, die wir beschreiten können.
Da gibt es die gute Für-und-Wider-Liste, Mind-Mapping, Brain-Storming und vieles mehr.

Ich selbst bevorzuge die Für-und-Wider-Liste. Auf der eine Seite steht alles, was dafür spricht, auf der anderen alles, was dagegen spricht. Wenn ich glaube alles aufgeschrieben zu haben, dann gehe ich zu einer Bewertung über, was ist mir besonders wichtig, was würde mich besonders beeinträchtigen. Ich vergebe Plus- und Minus- Punkte für die einzelnen Sichtweisen und addiere unter dem Strich zusammen.

Oft weiß ich auf Anhieb, dass ich mich mit dem Ergebnis nicht wohl fühlen würde, überlege erneut, ob ich auch wirklich alles betrachtet habe… und lasse meine Intuition entscheiden.

Also die ganze Arbeit vergeblich, nur reine Zeitverschwendung?

An dieser Stelle ist wohl der Hinweis angebracht, dass wir Verstand und Gefühle nicht trennen können. Beides ist fest miteinander verbunden. Auch bei den Entscheidungen, die wir unserer Meinung ganz „rational“ treffen ist das limbische System, das für unsere Gefühle eine wichtige Rolle spielt, aktiv.

Das hat Antonio Damasio, ein portugiesischer Neurologe, 1982 mit einem Patienten herausgefunden, dem ein Tumor aus dem Stirnlappen entfernt werden musste. Dieser Patient war von da an ohne jegliche Emotionen, konnte aber auch keine Entscheidungen mehr treffen, und das bei gleichbleibendem Intelligenz-Quotienten.

Ohne Gefühle ist der Verstand hilflos!

Jeder Mensch hat aber eine andere Geschichte der Gefühle. Weiter gefasst, werden unsere Gefühle von unserer Kultur, unserer Erziehung geprägt. Dabei wird uns gezeigt, welche Risiken wir als gering einstufen, welches Verhalten bei uns Scham auslöst oder vor welchen Dingen wir Angst haben müssen.

Dazu kommen unsere eigenen Erfahrungen, die wir im Leben so machen. Alles wird mit Gefühlen verankert in unserem Gehirn abgespeichert und muss bei Bedarf schnell zur Verfügung stehen, damit z.B. in Gefahrensituationen eine schnelle Reaktion erfolgen kann.

Schnell heißt in diesem Falle „unbewusst“. Denn die Schleife über das langsamer arbeitende Bewusstsein, können wir uns überlebenstechnisch nicht leisten.

Dämmert Ihnen auch so langsam, dass unsere „objektiven“ Sichtweisen und Entscheidungen ganz schön trügerisch sind? Unser Verstand uns nur etwas vorgaukelt? Unser „Gefühl“ oder nennen wir es wertfreier unsere „Intuition“ gar nicht so schlecht ist, wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen?

Noch ein kleiner Ausflug in die leider so wirksame Werbe-Landschaft. Werbe-Botschaften spielen ganz oft stark mit unseren Gefühlen.

Versicherungen malen bildreich Risiken an die Wand, um uns bei unseren Ängsten zu packen.
Auto-Hersteller wecken in uns den Macho, den Gewinner-Typ, den Sportlichen, Sparsamen, den Unkonventionellen, den Konservativen, etc.
Modelabels lassen uns teilhaben an ihrem Lebensgefühl, das sie vermeintlich darstellen.

Das sei den Firmen alles gestattet. Wir sollten uns nur daran erinnern, dass keine einzige Kaufentscheidung allein auf unsere Ratio zurückzuführen ist.

Schlimmer wird es mit dem „objektiven“ Journalismus.

Zurzeit läuft im Radio ein Werbespot, der ungefähr so lautet: Meine Tageszeitung muss unabhängig und objektiv recherchieren. Meine Meinung bilde ich mir dann selbst.

Was glauben Sie jetzt, angekommen an dieser Stelle?

Selbstverständlich gibt es Medien, die unabhängig und gewissenhaft recherchieren. Trotzdem ist es nicht zu vermeiden, dass auch diese den gewieften Politikern aufsitzen, die gerade ihre Meinung und Sichtweise durchsetzen wollen, weil sie ihre Freude an der Macht erhalten möchten.

Kalkulierbare Risiken werden dann aufgebauscht, als weltbewegend und immens wichtig dargestellt. Wir sehen die Gefahren lauern und fühlen geradezu unsere aufkeimende Angst.

Ich habe kein Wunderrezept dagegen, aber ein paar Empfehlungen:

  • Bleiben Sie für viele Informationen offen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht vorschnell werten, z.B. aufgrund von Vorurteilen und starren Meinungen.
  • Verwerfen Sie keine Informationen, weil Sie glauben, es kann nicht sein.
  • Betrachten Sie andere Standpunkte, als wären sie Ihre eigenen.
  • Arbeiten Sie an Ihren Scham- und Schuldgefühlen, sie verändern Ihre Sichtweise.
  • Seien Sie bereit sich jeden Tag in Frage zu stellen und neu zu definieren.
  • Denken Sie nicht mit Bedauern an Ihre Vergangenheit. Haben Sie keine Angst vor der Zukunft. Beides macht Sie unfrei und zum Sklaven Ihrer Gefühle.
  • Stellen Sie sich unliebsamen Wahrheiten. Schließen Sie mit Ihren dunklen Seiten Frieden.
  • Finden Sie den höheren Sinn in Ihrem Leben.
  • Schaffen Sie sich einen sicheren Ort, an dem Sie ganz Sie selbst sein können.

Ach eins noch:
Hütet Euch vor Menschen ohne Gefühle!

„Auch ist nicht zu leugnen, dass die Empfindung der meisten Menschen richtiger ist als ihr Räsonnement. Erst mit der Reflektion fängt der Irrtum an.“
Schiller an Goethe, 1799

Ein wenig unglücklich sein

Welchen Nutzen kann unglücklich sein haben? Hat es überhaupt einen Nutzen? Wenn es keinen Nutzen hat, warum existiert Unglück so hartnäckig?

Nach einer ARD-Woche vom Glück schreit mein Inneres geradezu nach diesen Fragen. Soviel Glück wie uns Fernsehen und Radio diese Woche vorgesetzt haben, ist doch einfach nicht zum Aushalten!

Die Suche nach Glück verleitet uns dazu, nach manchen Dingen zu streben während wir andere wie die Pest meiden.

Wenn wir der Suche nach dem Glück und den Anleitungen dazu folgen könnten, dann wären wir alle schlanke, sportliche, gesunde, mehrsprachige, erfolgreiche, unabhängige Milliardäre.

Warum kennen wir neben dem Gefühl des Glücks aber auch die Gefühle Unzufriedenheit und Langeweile? Warum sind wir auf der Hut vor manchen Versprechungen, die wir sofort als unrealistisch erkennen, auch wenn wir es nicht wahr haben wollen?

Können diese negativen Denkansätze auch einen Nutzen für uns beinhalten. So wie eine gewisse Angst zum Leben und Überleben gehört, gehört auch der „gesunde“ Pessimismus zu einer realistischen Einschätzung unserer Welt.

Menschen mit einem gesunden Pessimismus können ihre Umwelt besser antizipieren, sie können sich besser vorstellen, was alles passieren kann. Deswegen kommen sie zu einer besseren, umfassenderen Beurteilung als die „blauäugigen“ Optimisten.

Zuviel Optimismus ist genauso ein Überlebensrisiko wie zu wenig Angst.

Und überlegen wir mal, was der Motor für Veränderung und damit auch für Verbesserung ist. Wer immer glücklich und zufrieden ist, will sicher nichts verändern. Wer jedoch unzufrieden oder gelangweilt ist, setzt seinen Geist für Veränderung und Verbesserung ein.

Das ist auch in Situationen der Fall, die wir gerne Krisen nennen. Wenn ich meinen Job verliere oder eine Beziehung beende, bin ich sicher nicht glücklich. Dieser Einschnitt in meinem bisherigen Leben birgt aber die Chance in sich, innezuhalten und den eigenen Kurs zu überdenken. Ich kann dann Umstände und Situationen neu bewerten und so einen anderen Weg finden.

Also seien Sie nicht traurig und frustriert, wenn es mit den Glücksgefühlen nicht immer so gut klappt. Seien Sie bewusst mal traurig und pessimistisch. Auch das gehört zu unserem Leben. Machen Sie sich bewusst, dass Fortschritt auch mit „unglücklich sein“ zu tun hat.

Nur wenn diese Phase nicht zu einem Ende kommt, brauchen Sie Hilfe.

Gefühle und emotionales Selbstbewusstsein

Mit Wut im Bauch, reagieren wir ungestüm. Sind wir traurig, fühlen wir uns sehr verletzlich. Wurden wir verletzt, dann ziehen wir uns zurück oder kämpfen wie ein waidwundes Tier, beißen oder schlagen um uns.

Gefühle lassen uns spontan und unbewusst reagieren. Die Muster unserer Reaktionen zu erkennen ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein.

Im ersten Schritt ist es wichtig die eigenen Gefühle wahr zu nehmen und angemessen auszudrücken.

Der Besuch von Universitäten, eine langjährige Berufsausbildung und das Anhäufen von Wissen bereitet uns nicht darauf vor. Mit der Schulung unseres Intellekts, unseres logischen Denkens und der  Wissensbildung geht nicht eine seelische Reifung einher. In manchem erwachsenen Körper befindet sich ein unreifes Kind, weil die Herzensbildung vernachlässigt wurde.

Gefühle können wir nur wahr nehmen, wenn wir uns nach innen wenden, in uns selbst hineinschauen und hören.

Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich die Fragen:   

  • Wie fühlen Sie sich in diesem Moment?
  • Was empfinden Sie? (spüren, riechen, hören, schmecken, innerlich sehen)
  • Nehmen Sie Körperempfindungen wahr (Herzklopfen, Wärme, Kälte…)?
  • Welche Emotionen steigen in Ihnen auf (Wut, Angst, Liebe…)?

Versuchen Sie alles, was Ihnen in den Sinn kommt, in Worte zu fassen.

Fällt es Ihnen leicht oder macht es Ihnen Mühe, Ihre Gefühle auszudrücken?

Auch das Mitgefühl für unsere Umwelt hängt von unserem emotionalen Selbstbewusstsein ab. Nur wenn wir unsere Gefühle kennen, sind wir frei, die kleinen Hinweise und Signale unserer Umwelt wahr  zu nehmen und können adäquat darauf reagieren.

Immer häufiger fehlt die Fähigkeit, langjährige Beziehungen und Freundschaften zu pflegen. Oft mangelt es daran die Gefühle anderer zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren und  den Umgang mit anderen, auch schwierigen Beziehungen, sanft  (ohne Aggressionen und Ablehnung) zu gestalten.

Die Gefühle anderer kann man an einem Gesichtsausdruck, an einer Körperhaltung, an Bewegungen erkennen. Das kann man erlernen und üben ebenso wie eine sanfte, zielführende Kommunikation in Beziehungen.

Für heute wäre schon viel erreicht, wenn Sie sich auf den Weg zu Ihren Gefühlen und deren Bedeutung machen würden.

Widmen Sie sich besonders den Gefühlen, die Sie sozusagen richtig ausrasten lassen. Meist ist es die Wut, in der wir außer uns sind, die wir schlecht in den Griff bekommen.

Erinnern Sie sich an Begebenheiten und beschreiben Sie sie, in denen Sie

  • Ihre Wut tagelang unter der Decke gehalten haben, bevor Sie explodierten,
  • Ihre Wut an jemand Unschuldigen ausgelassen haben,
  • vor Wut jemand stehen lassen haben,
  • Ihre Wut für sich behalten haben.

Und nun gehen Sie die gleichen Begebenheiten noch einmal mit folgender Verhaltensänderung durch:

  • Sprechen Sie aus, was Sie fühlen.
  • Sagen Sie, was Sie möchten.
  •  Zeigen Sie Konsequenzen auf, positive wie negative.

Viel Erfolg beim Üben!