Ich bin stinksauer!
20 Millionen ältere Menschen bleiben bei der Digitalisierung außen vor. Und werden von der Politik einfach vergessen. Was helfen dann so tolle Apps im Gesundheitsbereich wie Telemedizin und E-Health, wenn die Akzeptanz unter älteren Menschen fehlt.
Kinder sollen alles in der Schule erlernen, was vollkommen wichtig und richtig ist. Nur was ist mit den älteren Mitmenschen, die entweder noch nie oder nur sehr wenig Kontakt mit dem Internet hatten? Ohne geeignete Unterstützungsangebote werden sie nicht an den positiven Errungenschaften der Digitalisierung teilhaben können.
Gerade, wenn die Mobilität nachlässt, ist der Einkauf via Online-Bestellung doch eine wunderbare Unterstützung. Auch „am Leben teilnehmen“ ist durch das Internet viel leichter möglich, z.B. durch Online-Seminare, Online-Zeitungen etc.
Die Politik muss erkennen, dass neben dem Breitbandausbau weitere Maßnahmen erforderlich sind. Denn wo junge Leute unbekümmert nach „Try and Error“ neue Technik ausprobieren, haben ältere Menschen Zweifel, ob sie die auftretende Probleme bewältigen können und verzichten lieber auf deren Nutzung.
Die Ängste betreffen nicht nur die technische Bedienung (Registrieren, sichere Passwörter, die man ja nicht aufschreiben soll etc.), sondern auch die Frage, was mache ich bei falscher oder fehlerhafter Lieferung von Waren. Holt mir auch jemand die Ware wieder an der Haustür ab, oder muss ich dann doch das „Paket“ transportieren.
Der Bremer Informatikprofessor Herbert Kubicek und Barbara Lippa veröffentlichten dazu ein Buch „Nutzung und Nutzen des Internets im Alter“. Die Autoren schlagen vor, Kurse mit praktischen Übungen aber auch Hilfestellungen anzubieten. Kompetenz und Selbstvertrauen kommen mit der Erfahrung. Wer sich die Problemlösung nicht zutraut, kauft sich auch kein Tablet und macht diese Erfahrungen nicht.
Dazu müsste natürlich Geld in die Hand genommen werden. Die Stiftung Digitale Chancen hat einen Masterplan entworfen, der in dem Buch ausführlich erläutert und begründet wird. Die Bundesregierung könnte 30.000 Seniorentreffs und 3.000 Seniorenheime mit jeweils 10 Tablet-PCs ausstatten, die diese für drei Monate zusammen mit einem geeigneten Begleitangebot an ihre Besucher bzw. Bewohner ausleihen. So kann in drei Jahren die zehnfache Anzahl an älteren Menschen ohne eigene Investitionen erste Erfahrungen sammeln und Selbstvertrauen gewinnen. Inklusive einem Training der Trainer werden die Kosten für eine solche bundesweite Aktion auf 50 Millionen Euro geschätzt. Diesen Betrag sollte die zunehmende Zahl älterer Menschen der Bundesregierung doch Wert sein.
Ich finde das eine sehr gute Idee. Und ich möchte an dieser Stelle Frauchens Cousin gratulieren, der sich mit 79 Jahren auf dieses so spannende Abenteuer eingelassen hat. Denkt dran: Nur Übung macht den Meister!
Bis morgen, Eure Mimi