Können wir eigentlich miteinander kommunizieren, ohne zu manipulieren? Ich habe hier bewusst kommunizieren und nicht reden gesagt, weil ich nicht nur das Gespräch, sondern auch Zeitungen, Illustrierte und Bücher, Sendungen in Radio und TV und natürlich unsere sozialen Netzwerke meine.
Spätestens seit Friedemann Schulz von Thun uns klar machte, das man nicht „nicht- kommunizieren“ kann, sollte es jedem klar sein. Und ich setze noch einen drauf, man kann nicht kommunizieren ohne zu manipulieren. Doch im täglichen Umgang vergisst man das nur zu leicht.
Friedemann Schulz von Thun erklärt, dass zwischen Sender und Empfänger, also dem, der eine Nachricht los werden will und dem der, die Nachricht erhält, immer neben der wirklichen Nachricht noch weitere Informationen transportiert werden: die Sache selber, die Beziehung zwischen Sender und Empfänger, eine Selbstoffenbarung des Senders und ein Appell an den Empfänger.
Also gebe ich mit jeder Aussage etwas von mir preis und will bei meinem Gegenüber etwas erreichen. Dazu benutze ich eine Sachebene, die aus meiner Sicht sachlich und relevant ist und nutze gleichzeitig, die Art der Beziehung, die ich zum Empfänger habe.
Kompliziert? Dann will ich Ihnen mal ein paar Beispiele erzählen.
Die Überrumpelungstaktik
Jede Werbung funktioniert so. In der Werbung werden Ihnen alle positiven Vorteile in den schillernsten Farben dargestellt. Die Nachteile oder „normalen“ Seiten werden einfach verschwiegen. Sodass in Ihnen das Bedürfnis zum Kauf, ohne Betrachtung der Nachteile, geweckt wird. In dem Falle kann ich nur raten, lassen Sie sich bei jedem Kauf Zeit. Schlafen Sie vorm Kauf noch einmal eine Nacht darüber.
Da wird es dann manchmal noch perfider, wenn der Verkäufer Ihnen nämlich die Zeit nicht lässt. Nur heute gibt es das Super-Schnäppchen-Angebot mit über 50% Nachlass und noch einem Gutschein für weitere Käufe dazu. Glauben Sie kein Wort. Das gehört zur Taktik.
Falls Sie nun sagen, ich kaufe sowieso nur überlegt und schaue mir vorher alle Vor- und Nachteile an. Na dann, noch zwei weitere Beispiele aus dem täglichen Familienleben.
Sohnemann hat in einer Arbeit leider nur ein mangelhaft erreicht. Nach dem munteren und redegewandten Frühstück mit Ihnen, kurz bevor er die Tür öffnet um das Haus zu verlassen, dreht er sich um und sagt: Ach Mutti, kannst du noch schnell, sonst komme ich zu spät, meine Arbeit unterschreiben, dass hätte ich fast vergessen. Übrigens, an anderen Tagen, hat er immer alle Zeit der Welt und es stört ihn absolut nicht, wenn er zu spät kommt.
Und dann gibt es noch die Ehefrau (liebe Leserinnen, verzeihen Sie mir das Beispiel, es geht auch anders herum), die sich etwas Luxuriöses geleistet hat, was natürlich sündteuer war. Sie wird ihrem Ehemann wahrscheinlich ein tolles Abendessen mit seinem Lieblingsessen servieren… und vieles mehr… und erst, wenn er sozusagen „weichgekocht“ ist, dann erzählt sie über ihren Kauf.
Die Einschüchterungstaktik
Die Taktik zeichnet sich dadurch aus, dass eine Schwachstelle so publiziert und immer und immer wieder wiederholt wird, bis andere glauben, was behauptet wird. Ja, es kann sogar passieren, dass der Eingeschüchterte es selbst glaubt.
Wenn ein Herrscher-Typ auf einen Diener-Typ trifft, kann diese Taktik ebenfalls zum Einsatz kommen.
Das läuft uns im täglichen Leben z.B. über den Weg, wenn die Klatschpresse mal wieder über irgendein Königshaus berichtet, dass Prinzessin M. sich überhaupt nicht mehr mit ihrem Angetrauten verträgt und sie bestimmt bald allein sein und traurig sein wird. Oder, dass Fürstin C. bald das Land verlässt und lieber auf ihre Kinder verzichtet.
Was diese beiden wirklich leisten für ihr Land und ihre Familie interessiert dann nicht mehr.
Die Kumpeltaktik
Sicher kennt jeder in seiner Familie, Freundeskreis oder Bekanntenkreis einen, der mit einer verrückten Idee daher kommt und uns gar keine Chance gibt, etwas dagegen zu sagen, weil wir in dem irrealen Traum bereits Mitwirkende sind.
Z.B. Er kommt nach Hause und sagt: Schatz, ich habe mir da ein Haus (Auto, Möbel, kann alles sein) angeschaut. Einfach fantastisch, da können wir gar nicht nein sagen. Dieser Ausblick, diese Ausstattung, diese Flair, dieser Preis und noch viele weitere positive Beschreibungen. Sie ahnen es schon, aus der Nummer kommen Sie nicht mehr gut raus. Er hat nämlich „WIR“ gesagt. Damit bezieht er Sie mal gleich in die Verantwortung mit ein. Die er in diesem Falle allein tragen sollte, nur er hat das Haus gesehen.
Die Provokateur-Taktik
Der Provokateur greift aggressiv und verletzend sein Gegenüber an einer Stelle an, die weh tut und ihn in den Augen des Betrachters ins Unrecht setzen soll.
Das tritt gehäuft bei Politikern in gegnerischen Parteien auf. Bei allen Manupulations-techniken gibt es allerdings nur Gegner, denen man zum eigenen Vorteil den eigenen Willen aufdrücken möchte. Gleichzeitig hat man bei der Taktik in der Hand, welche Themen öffentlich abgearbeitet werden. Schließlich und endlich gibt es wohl nur ein Ziel hinter der Taktik, die Meinung von Wählern zu beeinflussen.
Zurzeit ist das offensichtlichste Beispiel Herr S. aus I. und Frau M aus H. Öffentlich wird da bezweifelt, bloßgestellt, gedroht. Und das Wählervolk reagiert. Man weiß nur noch nicht, wie. Königsmörder werden meist keine Nachfolger.
Interessanter Blickwinkel. Mich erinnert das ein wenig daran, dass in den Gerichtsfilmen, die ich früher so gerne gesehen habe, der Anwalt immer irgendetwas darlegte, der Richter ihn bremste und dann sagte: „Die Geschworenen nehmen das bitte nicht zur Kenntnis!“
Kann man etwas nicht zur Kenntnis nehmen? Gehört ist gehört und ja, wir sind, mit was wir uns füllen (meine Theorie).
Ich persönlich habe mir angewöhnt, einfach nicht mehr alles zu glauben und Google sei Dank, es findet sich zu allem eine Gegendarstellung 😛
Politik funktioniert genau so: Weglassen, aus dem Zusammenhang reißen, aufbauschen oder untertreiben. Das ist zwar nicht gelogen aber Manipulation der Wäler in eigener Sache ist es trotzdem.
Viele Grüße von Christine Schwaiger
Das ist die richtige Einstellung, nicht alles glauben, selbst nachforschen und dann entscheiden. Also, sich Zeit lassen und nehmen und nicht sofort reagieren.
Übrigens habe ich noch einen oft entscheidenden Aspekt unterschlagen: Wir werden nicht nur durch Worte manipuliert, sondern auch durch Körperhaltung, Blicke, Gesten und vieles mehr. Man kann sich eigentlich nicht so richtig dagegen wehren, so wie Sie es mit der Aussage des Richters schön beschrieben haben. Wir nehmen alles wahr und urteilen schon bevor wir denken.
Wer sich das bewusst macht, kann es zwar nicht ändern, aber mit berücksichtigen. Viel Spaß dabei. Und danke, für das schöne Beispiel in Ihrem Kommentar.
Liebe Grüße
Birgitt Jendrosch
Das haette man schon mal alles wissen sollen, als wir jung waren und in der Arbeitswelt aller dreisten Varianten ausgesetzt war. Da haette man sich so manches ersparen koennen! Lg Wolfgang
Im Alter wird man erfahrener und vermeintlich schlauer. Ändern kann man es nicht mehr, dafür sieht man aber auch welche „Persönlichkeiten“ uns da gegenüber standen und kann sich wieder beruhigt niederlegen. In Wahrheit waren es arme Tröpfe, die man nicht beneiden muss.
Meine Empfehlung: Lerne darüber schmunzeln oder vergiss es. (Ich möchte nicht schon wieder das berühmte Wort sagen: LOSLASSEN!) Und dann, das Leben weiter genießen!
Die armen Tröpfe werden aber nach ihrem Arbeitsleben noch ärmer, weil sie dann höchstens noch einen Partner haben, den sie drangsalieren können (wenn der nicht schon das Weite gesucht hat). Es ist schön, wenn man den Manipulationen ein „mit mir nicht mehr“ entgegensetzen kann, weil man die Absicht dahinter erkennt.