Wann haben Sie das letzte Mal Zeit verschenkt? Schon etwas länger her? Gut, verschenken kann man nur, was man hat und verschwenderisch damit umgehen, nur dann wenn man genug davon hat.
Wenn ich keine Zeit habe, dann lebe ich eher in der Zukunft als jetzt. Dann habe ich Ziele, die ich erreichen möchte, davor steht aber noch viel Schweiß. Oder anders betrachtet, vor lauter Arbeit sehe ich nicht, dass das Schöne im Leben an mir vorbeizieht und wahrscheinlich in dieser Form auch nicht wiederkommen wird.
Für den erfolgreichen, engagierten Manager oder Managerin mit effektivem Zeitmanagement werden die Kinder- und Jugendjahre ihrer Kinder unwiderbringlich vorbeiziehen ohne an ihnen wirklich teilgehabt zu haben.
Sie kennen sicher auch Sprüche wie „Wenn ich erst mal in Rente bin, dann werde ich anfangen zu genießen“, Wenn ich den nächsten Schritt auf der Karriereleiter erklommen habe, gönne ich mir eine lange Reise“, „Wenn ich…“.
Alle die Aussagen deuten darauf hin, dass ich heute keine Zeit habe zu genießen, mich auszuruhen, mir eine Freude zu machen.
Eine Zen-Weisheit sagt: Wenn du es eilig hast, gehe einen Umweg.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Eile, Schnelligkeit, keine Zeit haben uns die schönen Dinge des Lebens nicht sehen lassen.
In Therapien für Burnout-Erkrankte oder Depressive hat die Weisheit schon Anwendung gefunden. So werden Spaziergänge durchgeführt, in denen für eine kurze Wegstrecke eine halbe Stunde Zeit gegeben wird. Sinn der Übung ist, das vermeintlich Unscheinbare am Wegesrand wahrzunehmen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Da kann man auf einmal erkennen, dass ein Gänseblümchen nicht dem anderem gleicht, sondern alle unterschiedlich sind.
Aufmerksamkeit für unsere Umwelt und unsere Mitmenschen kann uns sehr viel Freude und stilles Glück bringen.
Verschenken Sie doch mal wieder Zeit und Aufmerksamkeit, miteinander sprechen, berühren, in den Arm nehmen, gemeinsam Musik hören, gemeinsam schweigen, ohne Dank, Belohnung oder Bestätigung zu erwarten.
Sie werden dafür ein wenig Glück geschenkt bekommen.
Ich kann aber nur in der Zukunft leben, wenn ich sie noch erlebe.Wir kennen alle den Spruch:Zeit ist Geld, den wir benutzen, ohne darüber nachzudenken, was das wirklich heisst. Prima, dann habe ich Geld angehäuft, aber meine Zeit ist vorbei. Dafür habe ich meine vermeintlichen Reichtümer gehortet, aber nichts davon gehabt, nur eine innerlich Leere empfunden.
Warum bestrafen wir uns mit der Eile, mit der wir durch die Welt rasen. Leider habe ich dann keine guten Erinnerungen, die mir das Alleinsein eines Tages erleichtern. Welches Glücksgefühl kann ein kleines Kind geben, dass sich in den Arm des Erzählers kuschelt und der Geschichte lauscht. Oder ein alter Mensch, seine Geschichte immer wieder erzählen möchte, aber nicht einen Zuhörer findet. Wir müssen keine teueren Geschenke machen, Zeit schenken ist viel wichtiger. Wie oft habe ich in der Firma gehört, meine Eltern haben keine Zeit für mich, mein Vater macht Karriere und meine Mutter ist dabei, sich selbst zu verwirklichen. Dieses „ich habe jetzt keine Zeit“ kommt später wie ein Bumerang zurück. Spätestens dann, wenn die Eltern alt sind und darauf warten, dass die Kinder sie im Altersheim besuchen. Dann heisst es, meine Kinder haben alles bekommen, aber sie sind so undankbar, für mich hat keiner Zeit.
Keine Zeit geben hat zur Folge, dass wir leider auch keine schönen Erinnerungen haben, die uns das Alter erleichtern. Wie gern denke ich zurück, wie wir z. B. zu Hause mit Mutter, Schwester und Oma zusammen mehrstimmig beim Abwaschen gesungen und viel Zeit und Zuwendung genossen haben. Das sind Glücksmomente, die ich nicht missen möchte. Ich fühle mich sehr reich beschenkt, dass ich viele ähnliche Momente in meinem Leben hatte.
Das gleiche gilt auch für die Liebe. Wo wir mit ihr geizen, bleibt die Welt grau und trostlos. Nicht wer Liebe erwatet ist glücklich, sondern der, der sie verschwendet.
Ist von mir, hat aber vielleicht auch schon ein anderer vor mit gesagt 😉
Viele Grüße
Liebe zu geben ist nicht so einfach. Nur wer Liebe erfährt in jungen Jahren, sich selbst auch mag, kann Liebe geben. Sonst ist dieses Gefühl nicht vorhanden. Wie soll ich etwas verschwenden, was ich gar nicht kenne?
Ich denke, das Gefühl der Liebe kennt jeder, aber nicht jeder kann es vielleicht richtig zuordnen. Zeit mit jemandem verbringen und sich dabei wohlfühlen, wie oben aufgezeigt, ist der erste Schritt, seine Liebesfähigkeit zu erfahren.
Lieben Gruß und mehr solcher Momente!!!
Ich würde gern die angeregte Diskussion mit einem Vers aus dem Tao te King bereichern und weiter anregen (Nr. 67):
…
Ich habe drei Schätze,
die ich schätze und wahre.
Der eine heißt: die Liebe;
der zweite heißt: die Genügsamkeit;
der dritte heißt: nicht wagen in der Welt voranzustehen.
Durch die Liebe kann man mutig sein,
durch Genügsamkeit kann man weitherzig sein.
Wenn man nicht wagt, in der Welt voranzustehen,
kann man das Haupt der fertigen Menschen sein.
Wenn man nun ohne Liebe mutig sein will,
wenn man ohne Genügsamkeit weitherzig sein will,
wenn man ohne zurückzustehen, vorankommen will:
das ist der Tod.
Wenn man Liebe hat im Kampf,
so siegt man.
Wenn man sie hat bei der Verteidigung,
so ist man unüberwindlich.
Wen der Himmel retten will,
den schützt er durch die Liebe.
In diesem Sinne, alles Liebe!
Zitat: „Wenn man nicht wagt, in der Welt voranzustehen, kann man das Haupt der fertigen Menschen sein.“
Diesen Satz verstehe ich nicht, da ist Tao der König wohl weit über meinen Horizont hinaus geflogen.
😉 viele Grüße
Ja, das verstehe ich. Selbst die Kommentierung von Richard Wilhelm ist nicht ganz einfach zu verstehen. Aber das ist Philosophie wohl nie. Hier ein bescheidener Versuch aus der Kommentierung von Wilhelm eine kurze Erklärung zu zimmern:
Durch Zurückhaltung und Genügsamkeit kann sich der „Berufene“ (wie Laotse ihn nennt) Kraft und Zeit sparen und sich rechtzeitig an die Erledigung von Angelegenheiten machen, solange sie noch leicht zu erledigen sind. Wer Kraft und Zeit spart, kann den Menschen die nährende und fördernde Kraft geben, die sie brauchen.
Mit meinen Worten zusammengefasst:
Strebe nicht nach öffentlichen Ämtern, dann hast du Zeit und Energie deinen Mitmenschen zu helfen.
Na, hoffentlich erscheint Laotse mir heute Nacht nicht :-).
Interessant, wirklich!
Die Erklärung kommt wieder einmal genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich habe seit 7 Jahren ein sehr zeitraubendes und verantwortungsvolles Ehrenamt inne, das ich zum Jahresende jetzt endlich aufgeben möchte, um mich wieder um meine Familie und mich selbst zu kümmern, was in der Vergangenheit doch häufig viel zu kurz kam.
Es kann kein Zufall sein, dass ich jetzt auch von außen darauf gestossen werde.
Lieben Dank!
Ehrenamt ist etwas Gutes und Wichtiges.
Aber so wie man sich für andere einsetzt und diese behandelt, so sollte man sich auch selbst wahrnehmen und beachten. Nämlich wie eine Person, die man mag und die einem wichtig ist. Eine Person, der man wünscht, dass sie gesund, zufrieden und glücklich ist. Das schließt die Familie mit ein.
Liebe Grüße und viel Erfolg!