Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Hitlers, schrieb über die Dummheit als eine echte Bedrohung.
„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurücklässt.
Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Gründe verfangen nicht. Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden. In solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch. Und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden.
Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen mit sich selbst zufrieden. Ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht.
Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen. Es ist sinnlos und gefährlich.
Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, dass sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist.
Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind.
Dabei gewinnt man weniger den Eindruck, dass die Dummheit ein angeborener Defekt ist, als dass unter bestimmten Umständen die Menschen dumm gemacht werden, bzw. sich dumm machen lassen.
Wir beobachten weiterhin, dass abgeschlossen und einsam lebende Menschen diesen Defekt seltener zeigen als zur Vergesellschaftung neigende oder verurteilte Menschen und Menschengruppen.
So schein die Dummheit vielleicht weniger ein psychologisches als ein soziologisches Problem zu sein.
Bei genauerem Zusehen zeigt sich, dass jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen. Unter der überwältigen Machtentfaltung wird dem Menschen seine innere Selbständigkeit geraubt, sodass dieser nun, mehr oder weniger unbewusst, darauf verzichtet, zu den sicher ergebenden Lebenslage ein eigenes Verhalten zu finden.
Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, dass man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen missbraucht, misshandelt.
So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen.
Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Missbrauches. Dadurch werden Menschen für immer zugrunde gerichtet werden können.
Aber es ist gerade hier auch ganz deutlich, dass nicht ein Akt der Belehrung, sondern allein ein Akt der Befreiung die Dummheit überwinden könnte.
In dieser Sachlage wird es übrigens auch begründet sein, dass wir uns unter solchen Umständen vergeblich darum bemühen, zu wissen, was „das Volk“ eigentlich denkt.
Es wird darauf ankommen, ob Machthaber sich mehr von der Dummheit oder von der inneren Selbständigkeit und Klugheit der Menschen versprechen.
Das Wort der Bibel, dass die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sei (Psalm III, 10) sagt, dass die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott die einzige wirkliche Überwindung der Dummheit ist.“
Ich wünsche meinen Lesern von Herzen
die Kraft, die Dinge zu ändern, die ihr ändern könnt,
die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen
und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen
die rechte Unterscheidung zu treffen
(nach Franz von Assisi).