Der Weihnachtsbesuch

Weihnachtsbesuch

In meiner Erinnerung lag zu Weihnachten immer sehr viel Schnee. Gefühlt auf jeden Fall immer dann, wenn wir am 1. Weihnachtstag unsere Großeltern besuchen wollten. Dann wurde ich gut eingepackt auf den Schlitten gesetzt und von meinen Eltern durch den Schnee auf den Straßen gezogen. Autos fuhren sowieso nicht. Meine große Schwester musste nebenher gehen.

Der Weg kam mir dann sehr lang vor. Ich blickte auf die im Wind vorgebeugt laufenden Eltern. Mein Schal der mir über das Gesicht gezogen wurde, war durch den Atem schon ganz feucht und Eiskristalle bildeten sich darauf. Ich konzentrierte mich darauf, mich gut am Schlitten festzuhalten. Irgendwann wurden meine Füße, die ich auf den Kufen stehen hatte ganz taub vor Kälte und auch meine Hände konnte ich kaum noch fühlen. Dann sagte mein Vater mir, ich sollte ein Stückchen selber laufen, damit die Blutzirkulation wieder in Gang käme.

Das half aber alles nichts. Angekommen bei den Großeltern rieb mir mein Vater Finger und Füße und wie wieder „Leben“ in sie kam, tat es grässlich weh. Am Ofen konnten wir uns wieder aufwärmen und die schneenassen Sachen trocknen.

Dann tranken die Erwachsenen Kaffe und aßen das Weihnachtsgebäck dazu. Wir bekamen meist Muckefuck oder Kakao. Es gab ein Geschenk und wir zogen wieder nach Hause. Da kam der Weg mir immer viel kürzer vor.

Zurück zu meinen neuen Spielsachen und meine Schwester zu ihrem neuen Buch!

4 thoughts on “Der Weihnachtsbesuch

  1. Wieder eine schöne Geschichte!
    Selbst meine Kinder erinnern sich noch, mit dem Schlitten durch verschneite Straßen gezogen zu sein.
    Seit ein paar Jahren ist dieses Erlebnis für Kinder nur noch im Bilderbuch anzusehen.
    Schade, auch wenn’s kalt war!
    Liebe Grüße!

    • Was früher vor der Haustür war, dazu muss man heute in Urlaub fahren. Da gibt es sicher noch verschneite Auto freie Straßen zu finden. Oder es bleiben wirklich nur noch alte Fotos und Bilderbücher. Heute werden die Kinder halt andere Erinnerungen sammeln, die für sie sicher genauso schön sind.
      Liebe Grüße und danke für den Kommentar.

  2. Wieder eine Erinnerung, die bei mir hoch kommt: meine liebsten Geschenke, egal zu welchem Anlass waren meine geliebten Bücher. Bis zum Besuch bei den Grosseltern hatte ich schon so viel gelesen, dass es mir sehr schwer fiel, einfach abzubrechen. Aber es ging nicht anders, es war halt kindliche Pflicht mitzugehen und solange ganz brav mit der Cousine rumzusitzen, bis die Erwachsenen wieder nach Hause aufbrachen. Wir Kinder hatten auch nicht den unbändigen Drang andauernd rumzurennen und zu toben, wir waren irgendwie anders gestrickt als die Kinder heutzutage. Es wurden auch keine Bücher mitgenommen, nein, wir übten uns in Geduld. Diese Geduldsübung war gar nicht schlecht, man lernte, dass es nicht immer nach unseren Wünschen ging. Trotzdem war ich heilfroh, wenn wir wieder zu Hause waren und ich weiterlesen konnte.

    • Danke für diese Erinnerung.

      Dabei fallen mir gleich die Filme von Nesthäkchen ein. Da wurde irgendwann gesagt: Kinder darf man sehen, aber nicht hören. Das ist sicher übertrieben. Allerdings hatten diese „Geduldsübungen“ auch einen Vorteil. Man lernte Konzentration, Zuhören und Ruhe. Das vermisse ich manchmal in unserem heutigen Alltag.

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