In jedem von uns schlummert die tiefe Sehnsucht nach Sicherheit. Dabei wissen wir alle aus Erfahrung, dass es keine Sicherheit im Leben gibt.
Wenn wir von Sicherheit reden, reden wir eben auch über Veränderungen im Leben und einhergehende Verlustängste.
Es gibt Veränderungen, die wir gern anstreben, weil sie mit positiven Erwartungen verknüpft sind.
Als Kind freut man sich auf den Kindergarten, auf die Schule, auf das Erwachsen-Werden. Hat man es soweit geschafft, dann freut man sich auf die erste eigene Wohnung, auf die eigene Familie, auf Kinder, auf Karriere, auf das eigene Haus und vieles mehr.
Irgendwann kommt man an einem Punkt an, ab dem man Angst hat, das Erreichte nicht halten zu können, es vielleicht wieder zu verlieren.
Das Spiel mit der Sicherheit beherrschen alle die uns etwas verkaufen wollen. Seien es echte Hilfen oder Versprechungen, die eigentlich nur dem nutzen, von dem wir sie dann erwerben.
Versicherungen leben davon, dass sie uns Sicherheit bei Verlust versprechen. Sie können tatsächlich einen materiellen Verlust ersetzen oder zumindest lindern. Trotzdem verbleibt ein emotionaler Rest bei uns.
Auch Verkäufer von Sicherungsanlagen und Sicherheitsdienste leben von unseren Ängsten.
In letzter Zeit sehe ich gehäuft private Video-Überwachung von Grundstücken und Einfahrten und Alarm-Anlagen an Häusern und Autos.
Die Politiker leben auch ganz gut von unseren Ängsten. Gut, sie wollen uns nicht direkt etwas verkaufen, sondern wollen „nur“ unsere Wahl-Stimme. Denn von dieser leben sie und werden darüber bezahlt. Also wollen sie letztendlich auch unser Geld, in Form von Steuern, und befriedigen zusätzlich ihr eigenes Machtstreben.
Dann versprechen sie uns eine sichere Rente, einen sicheren Kita-Platz, Geld für Mütter, Quoten für Frauen, sichere Pflege im Alter und so weiter.
Um an unser Geld und unsere Wahl-Stimmen zu kommen, spielen alle das gleiche Spiel mit unseren Verlust-Ängsten.
Und das, was wir bereit sind zu zahlen, auch symbolisch, all das spiegelt unsere Ängste. Wir haben Angst, dass uns jemand etwas weg nimmt. Der Arbeitslose dem Steuerzahler, der Rentner dem Arbeitenden und den Kindern, der Kinderlose den Kinderreichen, der Flüchtling dem Einheimischen, usw.
Ganz sicher stillen wir unsere Sehnsucht nach Sicherheit weder mit Versicherungen, noch mit Sicherungsanlagen, noch mit den Versprechungen der Politik.
Sicherheit finden wir nur in uns oder sonst nirgendwo.
Zunächst müssen wir uns klar machen, dass
- wir Sicherheit suchen, wo sie am bequemsten zu finden ist.
- das, was heute richtig und gut funktioniert, morgen überholt sein kann.
- wir uns von anderen abhängig machen, uns von ihnen unter Druck setzen lassen und so unfähig geworden sind, unser Leben zu verändern und uns zur Wehr zu setzen.
Wer jetzt sagt, das trifft auf mich nicht zu, dem möchte ich ein bisschen auf die Sprünge helfen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei jedem von uns eine Versicherung schlummert, die nach der Wahrscheinlichkeit nie zum Einsatz kommt.
Wer von uns hat sein Haus oder seine Wohnung einbruchsicher gemacht?
Wenn Kinder erwachsen werden, verlassen Sie das Elternhaus und spätestens bei Eintritt ins Rentenalter, verändert sich unser Leben.
Wie oft bestehen Ehen nur noch weiter, weil sie aus einem ständigen gegenseitigem Erpressen bestehen. Oder warum glauben Sie, dass das Lied von Seiler und Speer „Ham kummst“ in den bayerischen Charts auf Platz eins ist? Für die, die es nicht kennen, ein kleiner Auszug:
„Waunst amoi nu so ham kummst,
sama gschiedane Leid,…
Die Kinda griagst du ned in nächster Zeit,
Den Hund den griagst du a ned, und des Haus des gheat mia,…“
(Wer eine Übersetzung braucht, bitte melden.)
Warum halten es so viele Arbeitnehmer bei cholerischen, ungerechten Arbeitgebern aus? Sie lassen sich heruntermachen, erniedrigen und vieles mehr. Der Verlust des Arbeitsplatzes und damit der vermeintlichen Existenz macht so viel Angst, dass man das alles aushält.
Kinder erpressen, bewusst und unbewusst, ihre Eltern mit deren Schuldgefühlen. Weil sie nicht genügend Zeit für ihre Kinder haben, kaufen sie ihnen alles, was sie wünschen.
Na, haben wir nun alle erkannt, dass das Leben sich verändert, dass wir manipulierbar, erpressbar sind und gerade beim Thema Sicherheit uns auf andere abstützen?
Dann können wir nächste Woche uns damit beschäftigen, wo wir echte Sicherheit finden.
Es gibt wirklich keine hundertprozentige Sicherheit im ganzen Leben. Ich finde es ganz übel, dass heute nur noch Angst gemacht wird. Egal ob Radio, Fernsehen, Zeitungen oder unsere Politiker die Angst und Schrecken jeden Tag verbreiten. Nur schlimme Meldungen bringen die Quote, die der Verfasser zum Überleben braucht. Macht so das Leben noch Spass? Ich frage mich oft, wie haben es unsere Vorfahren gemacht, um durchs Leben zu kommen? Sie haben Kriege erlebt, Geldentwertungen, aus Not gehungert, auf engstem Raum gewohnt, weil Flüchtlinge einquartiert wurden usw. Trotzdem waren sie nicht so unzufrieden mit ihrem Leben. Wir sind deshalb heute eine richtig arme Gesellschaft geworden, die ihren Kindern dadurch kein gutes Vorbild gibt. Wir wollen sie hoffentlich nicht mit unserer Angst vor allen Situationen beeinflussen, dass sie keinen Sinn im Leben sehen und psychisch krank werden.
Ja, jammern ist „IN“. Ich möchte mit dem Liebenlingslied meiner Großmutter antworten:
„Da heißt die Welt ein Jammertal
und deucht mir doch so schön;
hat Freuden ohne Maß und Zahl,
lässt keinen leer ausgeh’n.“
Die Zufriedenheit von Johann Martin Miller
Hinschauen, dann sieht man die Schönheiten, die nichts kosten, die man sich auch leisten kann, wenn man wenig Geld hat. Was nutzt mir Geld, wenn ich krank oder unzufrieden bin. Zufriedenheit kann man nicht kaufen, die muss man erwerben. Eltern und Großeltern könnten es vorleben, so wie meine Großmutter.
Ich fürchte, dass in vielen Familien nicht über viele Dinge die man selber oder die Altvorderen erlebt haben, spricht. Deshalb auch die vielen Ängste, die man nicht „packen“ kann. In allen Situationen nur noch Schreckliches sieht und vor allen Dingen sich keine eigene Meinung bildet.
Bitte den Verstand befragen und das Herz sprechen lassen. Alle die Menschen überhören, die nur unsere Ängste schüren. Das sind alles ganz arme Würstchen, die nur ihre eigenen Ziele erreichen wollen. Genau hinschauen, wollen die mein Bestes oder ihr Bestes?